erfreut er sich bei Gästen wie bei Einheimi-
schen großer Beliebtheit.
STÄRKEN UND SCHWÄCHEN
Im Kern des Angebots steht ein Konzept,
das sich sowohl auf die Stärken der Region
besinnt als auch ihre Schwächen berück-
sichtigt. „Wir sind keine Winterdestina-
tion“, sagt Mag. (FH) Stefan Pühringer,
Geschäftsführer des TVB Kufsteinerland,
„daher können wir keine Skigebiete bieten.
Deshalb haben wir uns auf unsere Geogra-
fie besonnen und uns bewusst als ‚Pforte zu
den Alpen‘ platziert.“ Und so präsentiert sich
das Ferienland heute als der „zugänglichste
alpine Lebensraum“. Schlüssel dazu sind der
Kaiserlift und das darum herum entwickelte
„Naturerlebnis Kaisergebirge“.
Den Tourismus
auf beide Beine stellen
Immer mehr Tourismusregionen streben danach, das ganze Jahr lang Auslastung
zu generieren. Aber um das zu erreichen, sind innovative Ideen und
neue Herangehensweisen gefragt.
© ALEX GRETTER, TVB KUFSTEINERLAND/W9 STUDIOS, TVB KUFSTEINERLAND/VANMEY PHOTOGRAPHY
„Skigebiete könnenwir keine
bieten. Aber wir haben uns auf
unsere Geografie besonnen
und uns bewusst als ‚Pforte zu
den Alpen‘ platziert.“
Mag. (FH) Stefan Pühringer, Geschäftsführer
Tourismusverband Kufsteinerland
„Wintersport ist einMassen-
produkt. Die Gäste wollen im
Grunde genommen alle das
Gleiche. Deswegen genügt es
dort auch, wenige Zielgruppen
breit undmit Qualität anzu-
sprechen.“
Prof. Mag. Peter Zellmann, Leiter Institut für
Freizeit- und Tourismusforschung
© IFT
Vorausdenken
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Vorausdenken
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J
ede Branche kennt Spitzenzeiten, in
denen die Umsätze ebenso steigen
wie die Mitarbeiterauslastung. In
den meisten Wirtschaftszweigen
halten sich diese Schwankungen in Gren-
zen. Der Tourismus kann von einer solchen
Gleichmäßigkeit aber oft nur träumen – zu-
mindest in Tirol. Viele Betriebe werden nur
saisonal geführt. Infrastruktur bleibt gerade
im Sommer oft ungenutzt. Und Arbeitskräf-
te sind auf Ausweichjobs angewiesen.
Dabei gibt es durchaus Destinationen,
die das ganze Jahr für Urlauber attraktiv
sind, ohne sich saisonspezifisch anpassen
zu müssen. „Dazu zählt Tirol aber eindeu-
tig nicht“, meint Prof. Mag. Peter Zellmann
vom Institut für Freizeit- und Tourismus-
forschung. „Hier fehlen schlichtweg die to-
pografischen und klimatischen Vorausset-
zungen, die manche Regionen von Natur aus
mitbringen.“
HANDICAP
Doch das bedeutet noch lange nicht, dass
ganzjähriger Betrieb im Tiroler Tourismus
eine Utopie bleiben muss – im Gegenteil.
„Das beweisen vor allem die großen Skitäler,
die für den Rest Österreichs sogar eine Vor-
bildfunktion einnehmen“, sagt Zellmann.
Während sich Regionen wie das Burgenland
ganzjährig auf bestimmte Zielgruppen ein-
stellen können, unterscheidet sich der Tiroler
Winter- drastisch vom Sommertourismus.
„Wintersport ist ein Massenprodukt“, erläu-
tert der Experte, „dieGästewollen imGrunde
genommen alle das Gleiche. Deswegen ge-
nügt es im Winter auch, wenige Zielgruppen
breit undmit Qualität anzusprechen.“
Im Sommer ist das anders. Dann sind
Angebote gefragt, die Nischen nutzen und
die Individualität der Gäste ansprechen. Die
Regionen sind angehalten, besondere Erleb-
nisse höchster Qualität anzubieten.
BERGBAHNEN ALS ANGELPUNKT
Das zu bewerkstelligen ist eine große Auf-
gabe, die selten ein Betrieb alleine stemmen
kann. Die Tiroler Bergbahnen haben das
erkannt und auf die Herausforderungen des
Sommertourismus reagiert. „Den Seilbah-
nernwurde bewusst, dass es in den Sommer-
monaten nicht reicht, einfach nur offen zu
haben“, erklärt Peter Zellmann. „Stattdessen
haben sie begonnen, Erlebnisangebote aller
Art zu entwickeln, die sich auf die ganze Re-
gion auswirken.“
Mit gutem Beispiel voran geht dabei
unter anderem der Kaiserlift im Kufstei-
nerland, der sogar ausschließlich in den
Sommermonaten geöffnet hat. Die damals
defizitäre Liftanlage wurde von den Stadt-
werken Kufstein übernommen. Inzwischen
Ganzjähriger Betrieb
imTiroler Tourismus muss keine
Utopie bleiben
.
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Mit dem Kaiserlift ist das Gebirge auch Wanderneulingen zugänglich,
das „Naturerlebnis Kaisergebirge“ macht die sommerliche Bergwelt
auch für neue Gäste attraktiv.
Dieses Programm umfasst rund 30 ge-
führte Themenwanderungen, an denen Gäs-
te jeden Sommer kostenlos und ohne Vor-
kenntnisse teilnehmen dürfen. So können
sich auch Neulinge am Wandern versuchen,
verschiedene Schwerpunkte laden zumMit-
machen ein. Ergänzt wird das Naturerlebnis
durch die Standbeine Genuss, Städtetou-
rismus und Kultur. „Daraus ergibt sich ein
Bauchladen mit Markenstrategie“, erklärt
Pühringer. „DEN Publikumsmagneten ha-
ben wir nicht. Deswegen müssen wir dyna-
misch bleiben und viele kleinere Angebote
schaffen. Das kommt aber dem aktuellen
Trend entgegen – Gäste suchen zunehmend
kurze, aber intensive Urlaubserlebnisse.“
ANREIZ SCHAFFEN
Auch die Region Tux-Finkenberg, deren
Winter-Ergebnisse sich sehen lassen kön-
nen, hat vor einigen Jahren begonnen, den
Sommer für sich zu entdecken. Abgesehen
von einem zweimonatigen Betriebsurlaub
im Frühling haben auch dort immer mehr
Betriebe das ganze Jahr über geöffnet. Der
Impuls dazu ging vom Tourismusverband
Tux-Finkenberg aus. Die Idee dahinter lau-
tete, die Wertschöpfung zu steigern und
die vorhandene Infrastruktur auch im
© KLAUS BAUER