Zukunft“, sagt Terler. Die Leidenschaft
für die Braunviehzucht werde oft von den
Eltern an ihre Kinder weitergegeben. Ti-
rol scheint in dieser Hinsicht besonders
traditionsverbunden zu sein. Hier gebe es
österreichweit die meisten Tiere der Rasse.
Auch Terlers junger Assistent ist mit der
Braunviehzucht aufgewachsen und ist jetzt
selbst Züchter. „Braunviehzucht ist Braun-
viehsucht“, meint der Preisrichter mit ei-
nemAugenzwinkern.
Für die Züchter seien solche Wettbe-
werbe der Lohn für die viele Mühe, die das
Halten der Tiere mit sich bringe, sagt Do-
minik Pinzger, Mitarbeiter des Züchterver-
bandes und Moderator der Veranstaltung.
Preisgeld gibt’s keines zu gewinnen, dafür
bunte Schleifen und Schärpen für das Vieh
und goldene Pokale für ihre Besitzer.
Schön ist nicht genug
„Es ist ein Schönheitswettbewerb, das Auge
entscheidet“, erklärt Pinzger. Und das Auge
von Preisrichter Terler ist äußerst kritisch.
Eingehend prüft er die sogenannten Ex-
terieurmerkmale wie „Fundament“, „Be-
ckenmerkmale“, den „Rahmen“, die „Tiefe“
und ob das Gesamtbild harmonisch ist. Mit
Fundament ist unter anderem die Beinstel-
lung gemeint. Allein dabei gebe es eineMen-
ge zu beachten: Ob der Beinwinkel korrekt
ist, wie die Klauen aussehen. Sind sie ge-
schlossen oder offen? „Schönheit und Wirt-
schaftlichkeit sollen übereinstimmen“, sagt
Terler. Wenn das Fundament stimme, kön-
ne man davon ausgehen, dass sich das Tier
auch auf der Almgut bewegen könne und die
besten Plätze zumGrasen finde. Damit stei-
ge auch dieWirtschaftlichkeit.
Schweizer
Rindviecher
Die Braunviehzucht hat in
Tirol eine mehr als hundert
Jahre alte Tradition und feiert
in diesem Jahr ihr 105-jähriges
Bestehen.
U
rsprünglich stammt das Braunvieh aus
der Schweiz, und zwar aus dem Kan-
ton Schwyz, wo die Rassenbezeichnung
„Braunvieh“ erstmals 1879 in einem Her-
debuch dokumentiert ist. Über Vorarlberg
verbreitete sich das Braunvieh schließlich
im Lechtal und von dort in ganz Tirol. Dass
sich diese Rinderrasse in Tirol durchsetz-
te, lag vor allem daran, dass sich die Tiere
Anfang des 20. Jahrhunderts auf den gro-
ßen Viehmärkten besonders gut verkaufen
ließen. Vor allem die Bauern in der Schweiz
und im Allgäu kurbelten die Nachfrage an.
Geschätzt wurde das Braunvieh wegen sei-
ner Eignung als Arbeitstier und als Fleisch-
undMilchlieferant.
Die Milchleistung steigt
Auch heute wird diese Rinderart von den
Züchtern als „milchbetonte Zweinut-
zungsrasse“ bezeichnet, das heißt die Tie-
re werden sowohl wegen ihres Fleisches
als auch der Qualität ihrer Milch gehalten.
Mittlerweile steht bei den Kühen vor allem
die Milchleistung im Vordergrund und die
stieg in den vergangenen Jahrzehnten ra-
pide an. 1973 betrug sie nach der Geburt
des ersten Kalbes etwa 3.360 Kilo pro Jahr,
2006 waren es bereits 6.100 und mittler-
weile gibt eine Kuh bis zu 6.800 KiloMilch.
Außerdem wurde die Wirtschaftlichkeit
als Zuchtziel immer wichtiger.
In Tirol gibt es derzeit 2.600 Zuchtbe-
triebe und rund 400 Züchter. Nachwuchs-
sorgen hat man bei den Braunviehzüchtern
nicht: Der Jungzüchterlandesclub hat über
300Mitglieder.
Tierbestand
In Österreich gab es 2010 45.250 Herdebuchkühe der Rasse Braunvieh, davon allein in Tirol 18.343.
Die am weitesten verbreitete heimische Rinderrasse ist allerdings das Fleckvieh, mit einem Tierbestand
von 1,6 Millionen, beim Braunvieh sind es im Vergleich eher bescheidene 156.767.
Quelle: Jahresbericht der Zentralen Arbeitsgemeinschaft der Rinderzüchter 2011
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