Ein Mann der lauten Töne
Als Bürgermeistersohn in der Piefke-Saga wurde er berühmt.
Inzwischen ist er aus dem deutschsprachigen Film und Fernsehen
nicht mehr wegzudenken. Der Tiroler Schauspieler Gregor Bloéb.
Text: Sylvia Ainetter
G
riasdi“, kommt Gregor Bloéb läs-
sig daher und bestellt sich einen
kleinen Schwarzen. Seine Show
beginnt in einer Stunde, Lam-
penfieber ist ihm keines anzusehen. „One-
Mann-Show heißt, permanent mit dem Pu-
blikum imKontakt zu stehen und da ist jede
Vorstellung wie eine Premiere. Ich bin im-
mer gespannt, aber überraschen kann mich
nichts“, sagt er. Ein alterHase ist er halt, und
schon ziemlich lange im Geschäft. Gebo-
ren wurde Gregor Bloéb 1968 in Tirol. Und
schon bald danach wusste er, dass er Schau-
spieler werdenmöchte. Welchen Beruf hätte
er ergriffen, wäre dieser Traum zerplatzt?
„Schauspieler“, sagt er und lacht. Schon
während seiner Ausbildung an der Schau-
spielschule Innsbruck wurde er von Franz
Xaver Kroetz ans bayerische Staatsschau-
spiel (Residenztheater) nach München en-
gagiert. Er spielte dort in Felix Mitterers
„Stigma“. Weitere Engagements folgten,
unter anderem am Staatstheater Nürnberg,
Volkstheater München, Volkstheater Wien
sowie dem Theater in der Josefstadt. Seit
2008 ist er als Intendant beim Theater-
sommer Haag tätig, wo heuer der „Sommer-
nachtstraum“ auf demProgrammsteht.
Von Tatort bis Bushido
Der breiten Öffentlichkeit wurde er aber
durch Film und Fernsehen bekannt. In
Felix Mitterers Piefke-Saga mimte Bloéb
Anfang der Neunziger den Hotelierssohn
Stefan Wechselberger. Seither ist er eine
fixe Größe im deutschsprachigen Kino und
Fernsehen. Er spielte in verschiedenenKri-
mireihen (u.a. „Tatort“ und „Der Bulle von
Tölz“) ebenso mit wie in der Familienserie
„Tierarzt Dr. Engel". 2002 stand er gemein-
sam mit seinem Bruder Tobias Moretti in
Xaver Schwarzenbergers „Andreas Hofer
– Die Freiheit des Adlers" vor der Kame-
ra. 2007 war ein produktives Jahr für den
Schauspieler: Schwarzenberger besetzte
ihn für die Titelrolle in seiner Komödie
„Muttis Liebling" und Bloéb übernahm
Rollen in den Kinoproduktionen „Free Rai-
ner" und „Keinohrhasen“. Zuletzt war er als
Kerkermeister in der Till-Schweiger-Pro-
duktion „1 1/2 Ritter“ und als Musikma-
nager in Bernd Eichingers Bushido-Film
„Zeiten ändern dich“ zu sehen.
Doch was ist ihm lieber? Die Bühne
oder die Kamera? „Eine gute Arbeit ist
eine gute Arbeit, eine schlechte ist eine
schlechte. Da mache ich keinen großen Un-
terschied. Auf der Bühne ist es ein bisschen
schlimmer, wenn man immer wieder etwas
spielen muss, das nicht passt“, zeigt sich
Bloéb pragmatisch.
Vaterfreuden
Derzeit er ist er mit seinem neuen Kaba-
rett-Programm „Die Gregor Bloéb Never
Comeback Show“ auf Tournee. Theater,
Film, Fernsehen, Theaterintendanz, Kaba-
rett, Musik – gibt es irgendwas, das Gregor
Bloéb nicht kann? „Ja, singen“, sagt er und
lacht. Aber mit guten Musikern sei alles
möglich. So auch die 20er-Jahre Revue, die
imHerbst wieder startet. Bühnenpartnerin
ist Ehefrau und Schauspielerin Nina Proll.
Seit 2006 sind die beiden liiert, seit 2008
verheiratet. Erst imDezember vergangenen
Jahres kam ihr zweiter Sohn auf die Welt.
Bloéb hat aus einer früheren Beziehung be-
reits zwei Kinder. Spricht er über seine Kin-
der, beginnen die Augen zu leuchten. „Es ist
Alltag für mich, Kinder um mich zu haben.
Das ist seit meinem sechzehnten Lebens-
jahr so. Ich fühle mich sehr wohl in ihrer
Umgebung und es ist für mich normal, mei-
nen Alltag mit ihnen zu gestalten.“ Ein ganz
normaler Vater also? Kaum vorstellbar.
Denn „normal“ scheint wenig zu sein bei
dem Entertainer. In seiner Freizeit betätigt
er sich als Landwirt und hat eine Vorliebe
für ausgefallene Autos (zum Beispiel einen
amerikanischen Dodge mit Erdgasantrieb)
und Steyr-Traktoren. Seit 2002 ist Gregor
Bloèb Schirmherr von „Rettet das Kind“
und seit 2004 unterstützt er die von Heinz
Kinigadner ins Leben gerufene Wings for
life Foundation. Recht umtriebig ist er, trotz
seiner vielen Auftritte und Drehs.
Und in Zukunft? „Jetzt geht’s erstmal
mit der Never-Comeback-Show weiter“,
hält sich Bloéb bedeckt, ein Drehbuch habe
er aber auch noch zu lesen.
Gregor Bloéb über ...
... den Tod
„Meinen eigenen Tod möchte ich bewusst
erleben. Ich will nicht einfach einschlafen und
weg sein.“
... Entscheidungen
„Es ist einfacher, sich nicht zu entscheiden,
dann muss man keine Verantwortung über-
nehmen. Man entscheidet ja oft über andere
Menschen und deren Schicksal. So macht man
sich auch schuldig, im religiösen Sinn.“
... die Schauspielerei
„Mein Lebensglück besteht darin, dass ich früh
diesen Beruf entdeckt habe. Ich wollte nur das
machen und habe meinen ganzen Ehrgeiz und
Fleiß investiert, um diesen Beruf ausüben zu
können.“
... das Theater
„Der Zuschauer bezahlt dafür, dass ihm etwas
vorgespielt wird – die Direktheit, das Dabeisein
am Geschehen ist das, was die Menschen so
fasziniert. Mir geht es nämlich genauso. Das
wird immer so bleiben – das ist unsere Kultur
und steckt in uns drin.“
... sein Publikum
„Ich finde jedes Publikum interessant, genauso
wie ich die meisten Menschen interessant finde.
Es ist mir egal, ob die Bude voll ist oder nur
zwei Menschen zuschauen und wer die sind. Ich
kämpfe um jeden.“
„Die groSSe
Gregor Bloéb Never
Comeback Show“
Für seine Rollen mimt der Tiroler
gern den Proleten. Ein Prolet ist auch
sein Alter Ego in seinem aktuellen
Kabarett-Programm „Die große Gre-
gor Bloéb Never Comeback Show“.
Der Showmaster, der nicht zu-
fällig auch Gregor Bloéb heißt, muss
beweisen, dass er kein Scheißkerl
ist – oder er muss sterben. Sein
Leben ist abhängig von der Gunst
des Publikums. Aber je mehr er sich
windet und erklärt, umso klarer wird
ihm selbst, dass er dem Tod geweiht
ist. Blöde Sache. Aber kein Grund,
auf Absurditäten oder dumme Witze
zu verzichten. Da kommen nicht nur
Blondinnen schlecht weg. Gregor
Bloéb ist kein Mann der leisen Töne,
er mag’s lieber laut und singt gern
einmal ein Ständchen. Humor ist,
wenn man trotzdem lacht.
Wie viel vom echten Gregor
Bloéb in der Figur des Showmasters
steckt? „Alles und nichts“, sagt der
Schauspieler kryptisch und schweigt,
gibt aber doch zu, dass die Entschei-
dungsunfähigkeit, unter der auch sein
Showmaster auf der Bühne leidet, ihn
schon sein ganzes Leben begleitet.
Für seine Show hat er sich
bekannte Assistenz geholt: die
ORF-Moderatorinnen Sybille Brunner
und Katharina Kramer haben für ihn
fingierte Tirol-heute-Sendungen
moderiert und am Ende der Show
legen Prominente wie Karel Gott, Till
Schweiger und Oliver Pocher ein gutes
Wort für den Entertainer ein. Die Vide-
osequenzen sind jedoch mehr als nur
willkommene Verschnaufpausen für
den Showmaster. Denn sogar den Wer-
bespots in der Pause, in denen Gregor
Bloéb unter anderem als Raiffeisen-
Sumsi verkleidet über die Leinwand
fliegt, sieht man die Arbeit an.
Und am Ende der Show? Da zeigt
Gregor Bloéb seinen nackten Hintern.
Doch wie weit würde er für einen
Lacher gehen? „Auch die Vorderseite
zeigen!“, sagt Bloéb und grinst.
© michael rathmayr (2)
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