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Let’s dance to Guetta
Ein DJ und Produzent, der vor zigtausenden Menschen auftritt?
Was vor zehn Jahren noch unmöglich schien, gelingt David Guetta
am laufenden Band – ein Blick auf
das Phänomen David Guetta.
Text: Barbara Wohlsein
M
enschen, die in Hochglanz-Mu-
sikvideos zu sehen sind, sind
in der Regel entweder Musiker,
Sänger oder gutaussehende und
hochbezahlte Models. Wenn man sich also
den Videoclip zu „Sexy Bitch“ von David
Guetta feat. Akon ansieht, fragt man sich
zurecht, wer der Typ mit der trendigen Fri-
sur und der coolen Sonnenbrille ist, der gut
gelaunt durchs Bild tanzt, aber im Grunde
– nun ja – nichts macht. Die einfache Ant-
wort: DieserMann ist DavidGuetta höchst-
persönlich. Während sich Produzenten,
Remixer und DJs normalerweise mit einer
Namensnennung imSongtitel zufriedenge-
ben und ansonsten unsichtbar und stumm
bleiben, fühlt sich der 43-jährige Franzo-
se im Rampenlicht sichtlich wohl. Diese
Eigenschaft ist ein kleiner, aber wichtiger
Puzzleteil des Erfolgsrezepts, das David
Guetta in den letzten Jahren zum bekann-
testen DJ der Welt gemacht hat. Drei Milli-
onen Alben und unglaubliche 15 Millionen
verkaufte Singles weltweit sprechen eine
eindeutige Sprache – ein guter Grund, sich
das Phänomen David Guetta etwas genauer
anzusehen.
Von Ibiza in die Charts
Der Grundstein für Guettas Karriere wur-
de bereits in den 1980ern gelegt, als er in
kleinen Pariser Clubs am Plattenteller
stand. Dann schwappte die House- und
Technowelle von Amerika nach Europa
– und David Guetta wusste, dass er seine
musikalische Heimat gefunden hatte. Er
begann Partys zu veranstalten und eigene
Tracks zu produzieren, Ende der 1990er
ging er schließlich nach Ibiza – dem Mek-
ka der Partyhouse-Szene. Der kommer-
zielle Erfolg stellte sich jedoch erst ein,
als er in den „Nullerjahren“ begann, mit
amerikanischen Musikern zusammenzu-
arbeiten. Zunächst waren es durchschnitt-
lich bekannte Sänger wie Chris Willis, die
Guettas Tracks ihre Stimme liehen. Ir-
gendwann klopfte dann aber ein ziemlich
großer Name an – Kelly Rowland (ehemals
Bandmitglied bei „Destiny’s Child“), die
David Guetta im Sommer 2009 mit ihrer
Gesangsperformance in „When Love Takes
Over“ schließlich zum ersten Nummer-1-
Hit in Amerika und Europa verhalf.
Die richtigen Freunde
Die Erfolgsformel war damit gefunden. Es
folgten Kollaborationen mit Fergie von den
Black Eyed Peas, Rihanna, dem R’n’B-Sän-
ger Akon und US-Rapper Flo Rida. Jeder
einzelne Song war ein Hit, die Bekanntheit
von David Guetta stieg ähnlich schnell wie
die Anzahl seiner Facebook-Freunde (ak-
tueller Stand: knapp 15 Mio.). Doch wieso
reißen sich Weltstars um einen französi-
schen DJ, der ihre Songs mit ein bisschen
Housemusik unterlegt? Weil es in der kri-
selnden Musikbranche zunehmend schwe-
rer wird, Geld zu verdienen. Vor allem in
Amerika ist der Hiphop- und R’n’B-Markt
gesättigt, die Konsumenten sind vom ewig
gleichen Sound gelangweilt. Wer seine Mu-
sikmit Dancegrooves à la David Guetta auf-
peppt, erreicht sofort eine komplett andere
Zielgruppe, wird nicht nur im Radio, son-
dern auch in Clubs gespielt und macht sich
für den europäischen Markt – der tenden-
ziell eher in Richtung Pop und House als in
Richtung R’n’B geht – interessant.
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ZUR PERSON
David Guetta
wurde 1967 in Paris
geboren und begann bereits mit
17 Jahren als DJ in verschiedenen
Clubs aufzulegen. In den 1990ern
war Guetta einer der ersten
House-DJs in Frankreich, gleich-
zeitig arbeitete er als Produzent
und Mitbegründer eines Plattenla-
bels. Sein erster Clubhit kletterte
2001 in die Charts, von da an
ging es steil bergauf: eine eigene
Partyserie auf Ibiza, zahlreiche
Compilations, Remix-Aufträge für
Stars wie Madonna und Jennifer
Lopez. 2009 schaffte Guetta mit
„When Love Takes Over“ featuring
Kelly Roland den endgültigen
internationalen Durchbruch.
Seitdem hat der Franzose Songs
mit Musikgrößen wie Rihanna,
Estelle oder Ne-Yo produziert,
die allesamt an die Spitze der
US-Charts geschossen sind. Bis-
lang hat David Guetta über drei
Millionen Alben und 15 Millionen
Singles weltweit verkauft. Er ist
verheiratet und hat zwei Kinder.
© emi
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