Seite 5 - Raiffeisen kompakt Ausgabe 01/2013

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Wirtschaftsinformation der Tiroler Raiffeisenbanken
Raiffeisen kompakt 01/2013
Gastkommentar
von
GEORG
SCHÄRMER
Direktor derCaritas Tirol
IMRAMPENLICHT
© GERHARD BERGER
„I brauch di!“
Der Zusammenhalt ist groß in Tirol, der Anteil der freiwillig engagierten Menschen österreichweit
Spitze. Und dennoch: Ohne zusätzliche Bereitschaft der Zivilbevölkerung, Zeit und Talente unentgeltlich
zur Verfügung zu stellen, werden die großen Herausforderungen zum Beispiel in der Altenbetreuung
nicht zu meistern sein.
Tirol ist meinHeimatland. Land und Leute ha-
benmich geprägt, mirWurzeln und Flügel ver-
liehen. Von meiner Herkunft bin ich ein Bau-
ernbub, das heißt mit der Scholle verbunden
undausgestattetmit derErkenntnis, dassnicht
alles, was wir ernten, unser Verdienst ist und
nicht alles, was zugrunde geht, unsere Schuld
darstellt. In allem ist ein Quantum Wunder,
Einzigartigkeit und die Einladung zur Dank-
barkeit verborgen. Auch wenn mein Geist und
mein Herz durch berufliche Vielfalt und Be-
gegnungen mit unterschiedlichsten Menschen
undKulturen eine unbeschreiblicheWeite und
Horizonterweiterung erfahren durften, bleibt
vieles konstant: die Freude am Heimkom-
men, die nimmermüde „Gaumenlust“ an der
reichhaltigen Kost, die wir in vielen Gast- und
Kulturstätten Tirols vorfinden, und das Stau-
nen ob der Schönheit und Reichtümer unseres
Lebensraumes.
Der Zusammenhalt ist groß.
EinLebensraum, der durch seineErholungs-
chaftsfaktor ist. Der ländliche Raum, der es
mir besonders angetan hat, ist aber zugleich
mit einer bedrohlichen Ausdünnung der
Infrastruktur, wie Schulen und Geschäf-
ten, konfrontiert. Am Horizont droht zu-
gleich ein Mangel an ärztlicher Versorgung
und Pflegepersonal. Ö!entliche Dienstlei-
stungen wie Verkehr und Post werden redu-
ziert. Bauern finden niemand, der den Hof
übernimmt. Letzteres kann dazu führen,
dass die Landschaft nicht mehr gepflegt, die
Umwelt außer Rand und Band gerät, der Le-
bensraum dekultiviert wird. Regionale Ent-
wicklung bleibt somit Dauerauftrag. Eine
Entwicklung, die weitere Ansiedlung und
Förderung von Gewerbe- und Dienstleis-
tungsbetrieben und eine entsprechende In-
frastruktur genauso erfordert wie das wert-
schätzende Verhalten der KonsumentInnen
für regionale Produkte.
Die Suppe Tirol ist nicht fad und ge-
schmacklos. Menschenschlag und Charaktere
sind bunt wie unsere Besiedlungsgeschichte.
Tirol bietet ein reichhaltiges Bu!et an Land-
schaften, Kulturen und Kreativitäten. Die
Unberechenbarkeit der Natur und die He-
rausforderungen der Zeit haben im „Land der
Eigensinnigen“ zu großem Erfindergeist und
staunenswertem Gemeinsinn geführt. Ob es
die Hilfe rund um Schicksalsschläge, Natur-
katastrophen oder die österreichweit einzig-
artige Entwicklung wohnortnaher Sozial- und
Gesundheitssprengel ist: Der Zusammenhalt
ist groß inTirol. Der Anteil der freiwillig enga-
giertenMenschenistösterreichweitSpitze.Der
Grundwasserspiegel der Solidarität und Hilfs-
bereitschaft ist hochund reichtweit über unse-
reGrenzenhinaus.
Das „weiße Gold“.
Tirol ist Ausgangsort internationaler Hilfs-
werke: SOS-Kinderdorf, Caritas-Auslands-
hilfe, Dreikönigsaktion und viele andere. Das
reichhaltige kulturelle Leben, der unvergleich-
liche Geschmack der regionalen Lebensmit-
tel, der gesundheitlich unbedenkliche Schluck
Wasser aus unseren sprudelnden Quellen, das
herzeigbare Sozial- und Gesundheitssystem
undvielesandere,wasunserLandzubietenhat,
sind bedroht, die Würze zu verlieren, wenn sie
geDANKenLOSalsSelbstverständlichkeit und
begleitet von permanenter Unzufriedenheit in
Anspruch genommen werden. Soziale Sicher-
heit, die nicht zuletzt Grundvoraussetzung für
sozialen Frieden darstellt, gilt es zu pflegen,
aber auch weiterzuentwickeln. Ohne zusätz-
liche Bereitschaft der Zivilbevölkerung, Zeit
und Talente unentgeltlich zur Verfügung zu
stellen, werden die großen Herausforderungen
zum Beispiel in der Altenbetreuung nicht zu
meistern sein. Die Scha!ung eines landesweit
agierenden Kompetenzzentrums für Freiwil-
ligenarbeit ist ein Gebot der Stunde. Neben
dembewährtenNetz freiwilliger Feuerwehren
braucht es den flächendeckenden Ausbau und
die Förderung der „Freiwilligen sozialen Feu-
erwehr“. Grundkonzepte dazu hat die Caritas
Tirol ausgearbeitet undderPolitikvorgelegt.
Was ich Land und Leuten aber vor allem
wünsche, ist das „weiße Gold“, sprich das
Salz der Dankbarkeit und Zufriedenheit. Wer
grundsätzlich zufrieden ist, hat auch etwas
für andere „übrig“. Davon lebt eine Gesell-
schaft und die Herzlichkeit eines Landes. Die
NimmersattenundUnzufriedenen fressendie
Seele undRessourcen eines Landes auf. Darü-
ber hinaus wünsche ich uns allen mehr Mut,
manchmal auch Wut, zunehmende Furcht-
losigkeit, Zivilcourage und Interesse an ei-
ner „neuen“ Politik. Einer Politik, die Brücken
baut, niemanden ausgrenzt und jedemdasGe-
fühl, die Einladung, aber auch die Verpflich-
tung vermittelt: Duwirst gebraucht! Wechsel-
fälle des Lebens könnenuns indieEinsamkeit
und Sinnlosigkeit führen. Das Gefühl, über-
flüssig zu sein, beraubt uns unserer Lebendig-
keit, führt zum sozialen Tod. Ein ehrliches „I
brauch di, wir brauchen dich!“ lässt uns wach-
senundwird zumSalz des Lebens.
„Regionale Entwicklung bleibt Dauerauftrag. Eine
Entwicklung, die Ansiedlung und Förderung von Ge-
werbe- und Dienstleistungsbetrieben und Infrastruktur
genauso erfordert wie das wertschätzende Verhalten
für regionale Produkte.“
Dir. Georg Schärmer
Da krempelten die Banker die Ärmel hoch.
Die RLB Tirol AG
hilft demTiroler Sozialmarkt in Innsbruck. Ab sofort sind jedenMittwoch drei
RLB-Mitarbeiter von 16.00 bis 18.00 Uhr in ihrer Freizeit dort ehrenamtlich tä-
tig – und dies das ganze Jahr über. Zum Start der RLB-Freiwilligentätigkeit gin-
gen Vorstand und Führungskräfte mit gutemBeispiel voran und holten frische
Lebensmittel bei Sozialmarkt-Gönnern ab. Besucht wurden Gemüsebau Neuner
in Rum, Recheis in Hall, die Firma Gaber in Hall, das Metro in Rum, MPreis in
Völs, diverse Sparfilialen in Innsbruck sowie die Fa. Tollinger (Käse). ImBild
von links Gerhard Cramer (RLB Tirol AG), Karin Rabl (Tiroler Sozialmarkt
Innsbruck), Prok. Bernd Nöhrer (RLB Tirol AG), Mag. Michaela Landauer (Ge-
schäftsführerin Tiroler Sozialmarkt Innsbruck), RLB-Vorstandssprecher
Dr. Hannes Schmid sowie Mag. Thomas Wass (RLB Tirol AG).
Eine Torte zumJubiläum.
Die erste Rai!eisenkasse Tirols wurde
1888 in Oetz gegründet, nur wenig später folgten Inzing, Mils und Kirchberg. Das
Geschäftsmodell der Tiroler Rai!eisenbanken steht seitdemwie kein anderes
für Stabilität, Sicherheit und Nähe. Seit Beginn geht es bei Rai!eisen umdas Ge-
meinwohl und nicht umGewinnmaximierung. Heute gibt es in Tirol 81 selbst-
ständige Rai!eisenbankenmit 261 Bankstellen, die imBesitz von 120.000 Tiro-
lerinnen und Tirolern stehen. Fast jeder zweite Tiroler ist Kunde einer Tiroler
Rai!eisenbank. ImBild die Geschäftsleiter bzw. Vorstände aus den Regionen der
ersten vier Tiroler Rai!eisenbanken, Friedrich Neururer von der Rai!eisenbank
Vorderes Oetztal (rechts), Dir. Mag. AndreasWolf von der Rai!eisen-Regional-
bank Telfs (links), Dir. Josef Graber von der Rai!eisen Regionalbank Hall in Tirol
(3. von rechts), Dir. Josef Meindl, Rai!eisenBank Kitzbühel (2. von links) sowie
Dir. Mag. Arnulf Perkounigg, Geschäftsführer des Rai!eisenverbandes Tirol (2.
von rechts) und Dr. Hannes Schmid, RLB-Vorstand und Sprecher der Rai!eisen-
Bankengruppe Tirol (Mitte).
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