miteinander 08/2025

t Ich beginne mit dir Charlotte. Du bist Nachhaltigkeitsmanagerin – was bedeutet das eigentlich konkret in deinem Arbeitsalltag? Charlotte: Für mich bedeutet es die Bearbeitung einer Vielzahl an Themen - von der Bewusstseinsbildung zum Thema Nachhaltigkeit bis zur Erstellung von nachhaltigen Ausschlusskriterien in der Finanzierung. Die letzten zwei Jahre habe ich mich hauptsächlich zum Thema nichtfinanzielle Berichterstattung vertieft. Ich habe mir viele Regularien und Standards durchgelesen und sie Schritt für Schritt zu einem Nachhaltigkeitsbericht zusammengesetzt. Gab es einen Moment, in dem dir klar wurde: Das Thema liegt mir wirklich am Herzen? Charlotte: Schon während meines Masterstudiums Jus und Wirtschaft an der Uni in Belgien habe ich mich für diese Themen zu interessieren begonnen. Die großen Beraterunternehmen und Anwaltskanzleien haben sich uns vorgestellt und versucht uns mit attraktiven Angeboten zu „locken“. Ab diesem Moment war für mich klar, ich möchte nicht einfach große Unternehmen größer und reicher machen, sondern viel mehr einen Beitrag für die Gesellschaft und den Planeten leisten. Was war bisher dein größtes Aha-Erlebnis in Sachen Nachhaltigkeit – beruflich oder privat? Charlotte: Dass jede:r – unabhängig von Nationalität, Alter, Religion, sozialer Schicht – einen Beitrag leisten kann. Zum Beispiel im Alltag, indem man einmal einen Tagesausflug mit dem Zug macht oder ein kaputtes Kleidungsstück repariert. Eine verbreitete These sagt, dass es im Durchschnitt 21 Tage dauert, bis sich eine neue Gewohnheit verfestigt. Deshalb sollten mehrmals Neues ausprobieren. Nur so können wir unserem Gehirn eine Chance geben, unser Verhalten langfristig zu ändern. Martin, wie kann man sich das vorstellen – wie wird Nachhaltigkeit bei der RLB Tirol AG konkret gelebt? Martin: In der Region verwurzelt, denken wir an morgen. Im Rahmen unserer Nachhaltigkeitsstrategie haben wir Ziele und Maßnahmen sowohl im Kerngeschäft als auch im täglichen Betrieb erarbeitet und setzen diese in verschiedenen Arbeitsgruppen bis Ende 2025 um. So bauen wir z.B. unseren neuen Firmensitz „Das Raiqa“ nach Klimaaktiv Gold Standard um, bieten nachhaltige Veranlagungsprodukte für Kundinnen und Kunden an und stellen unsere Werbemittel anhand ökologischer und sozial anerkannter Kriterien um. Das Wichtigste ist jedoch, durch regelmäßige Bewusstseinsbildung das Thema bei Mitarbeitenden, Kund:innen und Partner:innenn lebendig zu halten. Wo siehst du die größten Hebel, um wirklich etwas zu bewegen – innerhalb der Bank und darüber hinaus? Martin: Der größte Hebel? Dass wir mit jeder Finanzentscheidung Verantwortung übernehmen – für unsere Region, für kommende Generationen. Wenn wir Menschen dafür begeistern können, diesen Weg mit uns zu gehen, dann bewegen wir wirklich etwas – weit über die Bank hinaus.“ Jetzt mal ehrlich: Ist es manchmal auch frustrierend, weil Veränderungen nicht von heute auf morgen passieren? Martin: „Ganz ehrlich? Ja, manchmal möchte man am liebsten auf den Tisch hauen – weil man sieht, was alles möglich wäre, wenn alle an einem Strang ziehen. Aber Nachhaltigkeit ist kein Sprint, sondern eher wie eine Bergtour: Man braucht Geduld, Ausdauer – und gute Weggefährt:innen. Und zum Glück haben wir von diesen einige hier in Tirol. Charlotte, was wünschst du dir von uns Raiffeisenbanken im Land – also auch von uns im Wipptal und Stubaital? Wo können wir einen Unterschied machen? Charlotte: Ihr als regionale Bank erfüllt eine wichtige Rolle in der lokalen Gemeinschaft und als Genossenschaft habt ihr die besten Voraussetzungen die nachhaltige Transformation in der Region voranzutreiben. Ich denke zum Beispiel an die Unterstützung von sozialen und ökologischen Projekten wie das neue Generationscafe oder das Anbieten von Carsharing in der Gemeinde. Natürlich habt ihr als Bank mit eurem Kerngeschäft in der ganzen Transformation eine große Hebelwirkung. Bei der Kreditvergabe soll auf ökologische und soziale Kriterien geachtet werden, damit Investitionen für die Zukunft gefördert werden. Charlotte, ganz persönlich: Gibt’s etwas, das du in deinem eigenen Alltag nachhaltig umgestellt hast, worauf du richtig stolz bist? Charlotte: Ich fahre immer mit den Öffis und Fahrrad ins Büro, bei jedem Wetter. Dafür habe ich eine super feine Regenhose. Außerdem habe ich den letzten Jahren mit viel Freude verschiedene Fernreisen mit dem Zug (zum Beispiel nach Albanien) gemacht. Martin, was sagst du Menschen, die meinen: „Ich allein kann ja eh nix ändern“? Martin: Ich verstehe diesen Gedanken nur allzu gut. Aber stell dir vor, alle würden nichts tun, weil sie glauben, sie allein bewirken nichts. Veränderung braucht Herz, Mut – und einen Start. Manchmal reicht es, wenn einer den ersten Schritt macht – damit andere folgen.“ Charlotte und Martin: Zum Schluss: Wenn ihr Nachhaltigkeit mit einem einzigen Wort beschreiben müsstet – welches wäre das? Charlotte & Martin: Miteinander - weil echte Nachhaltigkeit nur funktioniert, wenn wir uns verbunden fühlen – mit anderen Menschen und mit der Natur. Neues - weil Nachhaltigkeit für mich heißt, mit Neugier neue Wege zu gehen – und dabei gemeinsam mit.einander

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