14 FRAGE DES MARKETINGS — Er braucht rund fünf Wochen, um eine neue Sorte zu kreieren. Ladenhüter sei in den ganzen 30 Jahren noch keiner dabei gewesen: „Wenn man den Leuten erklärt, warum ein Bier so und nicht anders schmeckt, sagen die meisten: ,Ja, eigentlich hast du recht – wenn du das so erklärst, macht das absolut Sinn‘“, sagt Zobl. Wie sehr es auf das Marketing und die Geschichte zum Produkt ankommt, habe sich unter anderem vor einigen Jahren deutlich gezeigt: „Wir haben damals auf den 1. Mai hin einen Weizenbock – also ein weißes Starkbier – produziert, das die Leute nicht angenommen haben, weil es ihnen zu stark war“, erzählt Schmidt. Die Lösung für die übrigen 300 Liter war nach kurzem Überlegen eine bereits eingebuchte Gruppe Gäste aus Erding, denen das Starkbier als klassisches Weißbier verkauft wurde. „Die waren begeistert und meinten, dass sie noch nie so ein gutes Weißbier getrunken hätten.“ Dass es wesentlich stärker war als herkömmliches Bier, sei niemandem aufgefallen. GUTE KOMBINATION — Aktuell werden im Stadl-Bräu jährlich durchschnittlich 50.000 Liter Bier gebraut, die fast ausschließlich im eigenen Hotel und Gasthaus sowie der zugehörigen Skihütte verkauft werden. Ein kleiner Teil – rund 20 Prozent der Menge – wird außerdem über einen Gassenverkauf vertrieben, allerdings hauptsächlich zu Marketingzwecken: Schließlich sollen auch die Menschen in der Region das Bier kennen und im Idealfall dafür ins Gasthaus kommen. Zusätzlich zum Bier produzieren die Zobls auch einen Bierlikör, der den Hausgästen als Willkommensgetränk serviert wird, und lassen eine Bierschokolade herstellen, die als Souvenir gedacht ist. „Das sind Sachen, die bei den Gästen gut ankommen und gerne mitgenommen werden, was uns hilft, auch nach dem Aufenthalt in Erinnerung zu bleiben“, erklärt Zobl. ZUKUNFTSPLÄNE — Die Brauerei hat sich über die Jahrzehnte so gut entwickelt, dass ein Betrieb des Hotels ohne sie nicht mehr denkbar wäre: „Die Brauerei hilft dem Hotel und das Hotel hilft der Brauerei, das eine geht nicht ohne das andere“, betont der Juniorchef. „Ohne die Musikabende, die wir mehrmals wöchentlich im Hotel machen, würden die Einheimischen nicht kommen und dadurch auch wesentlich weniger Bier konsumiert werden, und gleichzeitig zieht die Brauerei Gäste an, die eigentlich nur deshalb kommen und dann zum Essen und im Hotel bleiben.“ Für bierbegeisterte Besucher:innen gibt es neben Brauereiführungen auch die Möglichkeit, sich in einem Bierseminar für ein paar Stunden intensiv mit der Braukunst zu beschäftigen. Und um noch mehr aus dem Thema herauszuholen, wird gerade überlegt, das Hotel um einen Bier-Wellnessbereich zu erweitern, erzählt Zobl: „Das würde als Ergänzung ideal zu unserem Vier-Sterne-Haus und zur Brauerei passen.“ Konkretes Konzept gebe es zwar noch keines, aber das Potenzial liege auf der Hand – und ein zusätzliches Alleinstellungsmerkmal könne auch in Zukunft nicht schaden.| UNTERNEHMER IM PORTRÄT – KOMPAKT 3|2025 5 4 1. Juniorchef Pascal Zobl ist für das Stadl-Bräu verantwortlich. 2. Bei Bier beginnt alles mit Getreide. 3. Malz ist nicht gleich Malz – die Bierzutat kann geschmacklich stark variieren. 4. Anschauungsstück: Bierkessel im Miniaturformat. 5. Seniorchef August Zobl hatte 1995 die Idee zum Stadl-Bräu. 6. Das Stadl-Bräu-Bier gibt es nur im Hotel und der Skihütte der Familie Zobl. 2 3 6 ALLE BILDER © SIMON FISCHLER
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