Raiffeisen Kompakt 03|2025

11 10 KOMPAKT 3|2025 – UNTERNEHMER IM PORTRÄT UNTERNEHMER IM PORTRÄT – KOMPAKT 3|2025 AUS DER REGION FÜR DIE REGION — Mit einer Jahresproduktion von rund 35.000 Hektolitern ist Starkenberg nach Zillertal Bier die zweitgrößte Brauerei Tirols. „Ich würde sagen, wir sind insgesamt eine gute mittelständische Brauerei“, ordnet Steiner die Größe ein. Einen besonderen Wert legt das Unternehmen auf Regionalität. Die Zutaten für die sechs verschiedenen Biersorten – vom klassischen Lager über Pils bis zum Dunkelbier – stammen, soweit möglich, aus Tirol oder dem benachbarten Allgäu: Die Gerste für das Bio- und das Heimatbier kommt zu 100 Prozent von heimischen Bauern, das Wasser aus der eigenen Quelle, frisch aus den Lechtaler Alpen, die das Schloss und die Brauerei umgeben. „Nur braufähigen Hopfen gibt es in Tirol leider noch keinen“, sagt Steiner wehmütig. Neben der Regionalität gehört für Steiner auch Nachhaltigkeit zur zentralen Philosophie von Starkenberg. „Unsere Flaschen werden bei uns gereinigt, wieder befüllt und können so bis zu 40-mal wiederverwendet werden – das spart nicht nur Ressourcen, sondern schont auch die Umwelt.“ Darüber hinaus bezieht die Brauerei 100 Prozent Ökostrom und arbeitet konsequent mit regionalen Auslieferern zusammen. Für die Bierproduktion selbst ist Braumeister Alexander Zeischka verantwortlich, der jeden Sud mit Erfahrung und Präzision begleitet. „Vereinfacht gesagt ist Bierbrauen die Umwandlung von Stärke in Zucker. Die Hefe spaltet den Zucker dann in Alkohol und CO2 auf“, erklärt Steiner. Doch bis aus dieser Formel ein trinkfertiges, rundes Bier entsteht, braucht es deutlich mehr – vor allem Handwerk, Geduld und ein eingespieltes Team. Gerade in der bevorstehenden Wintersaison, wenn das Geschäft seinen Höhepunkt erreicht, zeigt sich, wie entscheidend diese Faktoren sind. „Aktuell produzieren wir schon auf Hochtouren für den Winter“, so der Geschäftsführer. Sobald die Saison in den Skigebieten beginnt, muss alles bereitstehen. WEITERHIN UNABHÄNGIG — Während in Österreich immer mehr kleinere Brauereien von Großkonzernen aufgekauft werden, hat man sich in Tarrenz bewusst dagegen entschieden, auch wenn das nicht immer leicht ist. „Das ist eine große Herausforderung, denn bei Gesetzgebungen werden indirekt oft die Großen bevorzugt“, erklärt Steiner. Um sich breiter aufzustellen, wurde 2005 unter anderem der Biermythos Starkenberg geschaffen – eine Museums- und Erlebniswelt, die jährlich rund 10.000 Besucher:innen anzieht. Sie verbindet die moderne Brauerei mit dem historischen Schloss, seinen Gewölben, dem Ballsaal und dem alten Sudhaus. Besonders im Sommer ist Starkenberg damit ein beliebtes Ausflugsziel – für Bierliebhaber:innen, Geschichtsinteressierte und alle, die das Handwerk Bierbrauen hautnah erleben möchten.| 2 3 4 1. Geschäftsführer Martin Steiner (l.) und Braumeister Alexander Zeischka wissen, worauf es bei richtig gutem Bier ankommt. 2. Braumeister Alexander Zeischka (l.) und Geschäftsführer Martin Steiner sind ein eingespieltes Team. 3. Sechs verschiedene Biersorten braut die Brauerei das ganze Jahr über. 4. Frisch gezapft wird in der Brauerei Starkenberg auch im alten Rittersaal. 5. Mit rund 35.000 Hektolitern Jahresproduktion ist Starkenberg die zweitgrößte Brauerei Tirols. ALLE BILDER © SIMON FISCHLER 5 3 FRAGEN AN … DEN ERSTEN BRAUMEISTER ALEXANDER ZEISCHKA Was braucht es für ein richtig gutes Bier? Das Wichtigste ist auf jeden Fall das Wasser, dann natürlich die guten Rohstoffe und ein sehr gutes Gespür für das Produkt selbst. Was zeichnet ein Bier aus, wenn es fertig ist? Für mich ist ein Bier nicht nur dann gut, wenn es mir schmeckt, sondern vor allem, wenn es auch anderen schmeckt. Natürlich sollte man danach auch Lust auf ein weiteres Bier haben – nicht, dass man nach dem ersten Bier schon sagt: „Es schmeckt nicht mehr, ich kann nicht mehr.“ Diese „Trinkbarkeit“ ist die eigentliche Kunst. Was muss man als Braumeister besonders gut können? Zum einen braucht man einen sehr guten Geschmackssinn, aber vor allem die Liebe zum Produkt selbst.

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