Rückblick Tiroler Tourismusgespräche Neuerungen im Zahlungsverkehr für Unternehmen Wirtschaftsprognosen 2026 WO BIER UND LIMO FLIESSEN Traditionell und innovativ – so wird Erfrischung in Tirol abgefüllt.
3 2 KOMPAKT 3|2025 – EDITORIAL INHALT – KOMPAKT 3|2025 TIROLER GASTLICHKEIT KANN MAN TRINKEN nfang Oktober fand in Innsbruck zum zweiten Mal das „Beer Alps Festival“ statt. Eine Veranstaltung, bei der nicht nur Bier in allen Facetten verkostet werden kann, sondern im Rahmen derer sich große und kleine Brauereien einer fachkundigen Jury stellen und ihre Biere ins Rennen gegeneinander schicken können. Zwar ging der erste Platz in der Kategorie „Best of Show“ nach Oberösterreich, es fanden sich aber mehrere Tiroler Kandidaten unter den Bestplatzierten. Grund genug für uns, etwas genauer zu schauen, denn Tirol genießt eine faszinierende Brau-Tradition. Wie weit diese Tradition zurückgeht, beweist Zillertal Bier. In Zell am Ziller wird seit dem Jahr 1500 aus Hopfen, Gerste und Wasser preisgekröntes Bier gebraut. Aber nicht nur das: Erfolgreich ist Familie Lechner, die Zillertal Bier in der 16. Generation führt, auch mit ihrer natürlichen Biolimonade. Den Trend zu mehr alkoholfreiem Genuss haben auch Samuel Geisler und Simon Edenhauser aus Ebbs erkannt und erfrischen uns als erfolgreiche Neulinge in der Getränkebranche mit Soda Zitron. Dass man als Brauerei mehr kann, als nur Bier zu brauen, zeigt auch die Brauerei Starkenberg in Tarrenz, wo Bierinteressierte nicht nur verkosten, sondern gleich eine ganze Bier-Erlebniswelt besuchen können. Und wer nach dem Biergenuss übernachten will, der fährt am besten nach Berwang, wo das Hotel Thaneller seit 1995 sein hausgebrautes Stadl-Bräu anbietet. Ganz flexibel wird dort immer das Bier gebraut, das zu jenen Gästen passt, die als Nächstes erwartet werden. Ganz gleich, ob man bei einem frischen Hellen oder einer kühlen Limonade zusammenkommt, es geht auch immer um die Gastlichkeit, die bei uns in Tirol überall zu spüren ist. Und das hat auch seinen Grund: Ob Brauerei, Gasthaus oder Hotel, ganz oft werden solche Betriebe als Familienunternehmen geführt. Das war auch das zentrale Thema bei den diesjährigen Tiroler Tourismusgesprächen in Igls. Der Tourismus steht vor immer neuen und großen Herausforderungen, die Familie kann dabei einen wichtigen Erfolgsfaktor darstellen. Klar ist, dass es wieder Zeit wird für mehr Investitionen, nicht nur im Tourismus, sondern in der gesamten Tiroler Wirtschaft. Die Wirtschaftsprognosen erkennen immerhin einen Lichtstreifen am Horizont. Auch die hoffentlich letzte Etappe der wirtschaftlichen Durststrecke werden wir meistern, und etwas Erfrischendes oder Zischendes hilft dabei vielleicht auch. Zum Wohle! Ich wünsche Ihnen viel Genuss beim Lesen, schöne Weihnachten und ein glückliches und gesundes neues Jahr 2026. A Sprecher der Raiffeisen-Bankengruppe Tirol Erscheinungsort: Innsbruck Verlagspostamt: 6020 Innsbruck Informationen zur Offenlegung gem. § 25 MedienG können hier abgerufen werden: http://raiffeisenkompakt.tgweb.at/info/impressum/ Produktion: TARGET GROUP Publishing GmbH, Brunecker Straße 3, 6020 Innsbruck Druck: Ferdinand Berger & Söhne Ges.m.b.H., 3580 Horn 3 Editorial Von Thomas Wass, Vorstandsvorsitzender der Raiffeisen-Landesbank Tirol 4 Tief verwurzelt, hoch gewachsen Als regional verankerter Familienbetrieb verbindet Zillertal Bier Tradition mit Moderne und sichert so sein langes Bestehen. 8 Vom Ritterschloss zur Brauerei In den von der Geschichte geprägten Gemäuern von Schloss Starkenberg wird mit Leidenschaft fürs Handwerk Bier gebraut. IMPRESSUM Medieninhaber, Herausgeber, Verleger: Raiffeisen Werbung Tirol, Adamgasse 1-7, 6020 Innsbruck, Tel. 0512 5305-0, ZVR 779000637|Bundespolizeidirektion Innsbruck Chefredaktion: Nadine Hering-Eßig, Public Relations der Raiffeisen-Landesbank Tirol AG, und Katrin Hatzl-Dürnberger Autor:innen: Michaela Ehammer, Eva-Maria Fankhauser, Anna Füreder, Katrin Hatzl-Dürnberger, Nadine Hering-Eßig, Anna Klotz, Barbara Kluibenschädl, Lisa Schwarzenauer, Markus Wechner Coverfoto: © Simon Fischler Layout: Grafik Weiss, Innstraße 39, 6020 Innsbruck 12 Erfolgreiche Symbiose Jährlich rund 50.000 Liter gebrautes Bier bestätigen den Erfolg von Familie Zobl, die neben Hotel und Gasthaus eine eigene Brauerei betreibt. 16 Sauer macht Start-up Eine unscheinbare Bestellung befördert das Jungunternehmen Soda Zitron auf Expansionskurs. 20 Nachgefragt! Neuerungen für Firmenkund:innen im Zahlungsverkehr Die Finanzexperten Fabian Untergasser, Teamleiter Produktmanagement Zahlungsverkehr, und Lucas Gredler, Produktmanager Zahlungsverkehr, der Raiffeisen-Landesbank Tirol informieren im Gespräch. 22 Wellness mit Weitblick Von visionären Tiroler Gastgebern gegründet, prägen die Best Alpine Wellness Hotels als Vorreiter das Wohlfühlerlebnis in den Bergen. 26 Familienbetriebe – ein perfektes Modell für die Zukunft Menschlichkeit und Innovation als treibende Kräfte im Alpentourismus, erlebbar bei den Tiroler Tourismusgesprächen. 30 Aufschwung mit angezogener (Reform-)Handbremse Gemeinsam mit der Industriellenvereinigung veranstaltete die Raiffeisen-Landesbank Tirol die „Wirtschaftsprognosen 2026“. 03|2025 4 12 16 22 8 ALLE BILDER © SIMON FISCHLER
5 4 UNTERNEHMER IM PORTRÄT – KOMPAKT 3|2025 eit dem Jahr 1500, also seit 525 Jahren, wird in Zell am Ziller gebraut. „Ein so langes Bestehen ist nur durch gelebtes Miteinander möglich“, betont Martin Lechner, Geschäftsführer von Zillertal Bier. Gemeinsam mit seiner Frau Eva-Maria führt er den Betrieb in 16. Generation. Zwei der vier Kinder arbeiten ebenfalls bereits im Unternehmen. Die Wurzeln in der Brauerei reichen bis 1678 zurück, als Ludwig Jobst, ein Vorfahre der Familie, diese übernahm. Über die Jahrhunderte entwickelte sich der Betrieb stetig weiter und gilt heute als älteste und gleichzeitig größte Privatbrauerei Tirols. ZWISCHEN BESTÄNDIGKEIT UND ZEIT- GEIST — Für Martin Lechner liegt die Stärke des Unternehmens im Spannungsfeld zwischen Tradition und Moderne. Zillertal Bier braut sortentypische Spezialitäten streng nach dem deutschen Reinheitsgebot – mit Wasser, Getreide, Hopfen und Hefe. Das Malz stammt aus ausgewähltem heimischem Getreide, der Naturhopfen ebenfalls zu hundert Prozent aus österreichischem Anbau. Gebraut wird mit modernster Technik und handwerklichem Anspruch. Die Biere reifen zwischen acht Wochen und acht Monaten, was für ausgewogene Aromen sorgt. „Wir setzen auf Zeit und kompromisslose Qualität“, erklärt Lechner. Die Symbiose aus Vergangenheit und Gegenwart liest sich auch am Design ab, das 2024 modernisiert wurde: Man hat dafür Elemente aus früheren Logos wiederbelebt, einen kompletten Schriftsatz dazu entwickelt und zeitgemäß für ein frisches Erscheinungsbild eingesetzt. FAKTOR NACHHALTIGKEIT — Nachhaltigkeit ist bei Zillertal Bier gelebtes Prinzip. Die Brauerei arbeitet in mehreren Projekten intensiv daran, mittelfristig ein CO2-neutraler Betrieb zu werden. Auf allen Gebäuden sorgen Photovoltaikanlagen für Eigenstrom, darüber hinausgehender Bedarf wird als Tiroler Ökostrom bezogen. So werden jährlich rund 1.000 Tonnen CO2 eingespart. Das Energierückgewinnungssystem EquiTherm, auf das Zillertal Bier als erste Brauerei in Europa und dritte weltweit setzte, reduziert zusätzlich den Primärenergiebedarf um ein Drittel, weitere 350.000 Kilogramm CO2 werden dadurch vermieden. Kohlensäure aus dem Gärprozess wird gesammelt und wiederverwendet, was weiteren 220.000 Kilogramm CO2-Ersparnis pro Jahr S Seit mittlerweile 525 Jahren steht Zillertal Bier für gelebte Braukunst. Als Familienbetrieb fest in der Region verankert, verbindet das Unternehmen Tradition mit Innovationsgeist. Von Markus Wechner TIEF VERWURZELT, HOCH GEWACHSEN 1 WISSENSWERTES Das Unternehmen – Gegründet 1500 – Seit 1678 in Familienbesitz – In 16. Generation geführt – 525-jähriges Jubiläum Fokus Regionalität – Vertrieb ausschließlich in Tirol – Kurze Wege und persönliche Beziehungen – Kooperation mit ca. 80 Tiroler Landwirt:innen – Wiederanbau der alten Getreidesorte „Tiroler Imperial Gerste“ © SIMON FISCHLER KOMPAKT 3|2025 – UNTERNEHMER IM PORTRÄT
7 6 UNTERNEHMER IM PORTRÄT – KOMPAKT 3|2025 KOMPAKT 3|2025 – UNTERNEHMER IM PORTRÄT entspricht. Auch die Fahrzeugflotte wird schrittweise elektrifiziert. Schon 2015 wurden die Etiketten der Mehrweggebinde auf kompostierbares Naturpapier umgestellt. Defekte Flaschen werden zu Materialien für Verkehrsleitsysteme recycelt, Kronkorken an Wertstoffhändler weitergegeben, Hefe und Treber dienen als Tierfutter in der regionalen Landwirtschaft – ein Kreislauf ohne Abfall. REGIONALITÄT ALS GELEBTE KERNKOMPETENZ — Zillertal Bier beliefert ausschließlich Tirol, was für kurze Wege und persönliche Kontakte sorgt. Besonders wichtig ist Tirol aber auch für den Anbau heimischer Getreidesorten. 2013 startete gemeinsam mit rund 100 Landwirt:innen das Projekt zur Wiederbelebung der alten „Tiroler Imperial Gerste“. Aus 60 Kilogramm Saatgut entstanden rund 100 Hektar Anbaufläche mit 300 Tonnen Jahresertrag. Rund 80 Landwirt:innen bauen inzwischen mehrere Sorten nach strengen Richtlinien exklusiv für Zillertal Bier an. Heute gibt es fünf Biersorten aus 100 Prozent Tiroler Getreide: Tyroler Zwickl, Tyroler Hell, Weißbier hell und dunkel sowie das „525 – Tyroler Jubiläumsbock“, handgebraut in der hauseigenen Kleinbrauerei. MIDI’S ALS NEUES SEGMENT — Neben preisgekrönten Bierspezialitäten bietet Zillertal Bier unter der Marke Midi’s Bio-Limonaden an, die Natürlichkeit und Qualität in den Mittelpunkt stellen. Den Anfang machte naturtrüber Apfelsaft gespritzt, gefolgt von Sorten wie Zitrone, Ingwer, Holunder, Orange und Johannisbeere – alle zu 100 Prozent BIO, mit kurzen Zutatenlisten und ohne Zusätze. Mit Midi’s bietet Zillertal Bier besonders natürliche Limo-Alternativen an und reagiert somit auch auf das sich verändernde Konsumverhalten. GELEBTE KULTUR — Wie eng die Brauerei mit der Region verbunden ist, zeigt das BrauKunstHaus in Zell am Ziller. Besucher:innen erleben dort den gesamten Brauprozess – vom Getreide bis zur Abfüllung – auf einem interaktiven Rundgang und können abschließend alle Biere verkosten. Die Ausstellung widmet sich im Obergeschoß außerdem Tiroler Kultur, Musik und Brauchtum und zeigt die gegenseitige Prägung von Region und Bier. Eng damit verknüpft ist auch das traditionsreiche Gauder Fest, das bereits 1428 erstmals urkundlich erwähnt wurde. Ursprünglich auf dem Gelände der Brauerei veranstaltet, entwickelte es sich vom Frühlingsjahrmarkt zum größten Trachtenfest Österreichs und wurde 2014 zum immateriellen UNESCO-Kulturerbe erklärt. AUTHENTISCH IN DIE ZUKUNFT — Inno- vation bleibt zentral, jedoch immer auf Basis des Bewährten. „Aufgrund unserer Größe können wir oft nicht der First Mover sein, aber dann ist es unser Anspruch, der Better Follower zu sein“, so Lechner. Auch zukünftige Projekte sollen Nachhaltigkeit und Regionalität weiter vertiefen und neue hochwertige Produkte hervorbringen – im Biersegment ebenso wie bei Midi’s. „Wir wollen, dass unsere Produkte für Qualität, Regionalität und ehrliches Handwerk stehen“, fasst Martin Lechner zusammen.| 1. Mit den Midi's Bio-Erfrischungen bietet die Familienbrauerei inzwischen auch fruchtigen Genuss ohne Alkohol an. 2. Das Sortiment an Eigenerzeugnissen umfasst inzwischen insgesamt 23 Sorten. 3. Untypisch für Österreich ist das elegant gehopfte Pils die Hauptsorte der Brauerei. 4. Sortentypische und authentische Biere mit hoher Trinkfreude zeichnen Zillertal Bier aus. 5. Im BrauKunstHaus in Zell am Ziller kann man die Brauerei besichtigen und am Ende das gesamte Sortiment verkosten. 2 3 4 „Wir wollen, dass unsere Produkte für Qualität, Regionalität und ehrliches Handwerk stehen.“ Martin Lechner, Geschäftsführer Zillertal Bier 5 ALLE BILDER © SIMON FISCHLER
9 KOMPAKT 3|2025 – UNTERNEHMER IM PORTRÄT Seit mehr als 200 Jahren wird auf Schloss Starkenberg Bier gebraut – mit Wasser aus den Lechtaler Alpen, regionaler Gerste und einer beständigen Leidenschaft fürs Handwerk. Von Barbara Kluibenschädl Vom Ritterschloss zur Brauerei © SIMON FISCHLER „Man sagt, die damalige Gründung sei im besten Einvernehmen mit den französischen Besatzern erfolgt – Bier beruhigt schließlich die Menschen.“ Martin Steiner, Geschäftsführer der Brauerei Starkenberg ber eine schmale, steil ansteigende Straße geht es am Eingang des Gurgltals rund einen Kilometer hinauf zum Schloss Starkenberg. Dort – in den alten Gemäuern der einstigen Burg der Ritter von Starkenberg – wird seit über 200 Jahren Bier gebraut: Begonnen hat die Geschichte des Starkenberger Bieres mit dem Textilfabrikanten Josef Strele, der 1789 die Burg und die umliegenden Ländereien samt Starkenberger See erwarb. Das Wissen um die Braukunst brachte er aus seinem Gasthaus in Imst mit, in dem bereits zu jener Zeit Bier gebraut wurde. Nach Streles Tod im Jahr 1803 übernahm seine Frau Anna die Geschäfte und gründete 1810, mitten in der französischen Besatzungszeit, auf Schloss Starkenberg eine eigene Brauerei. „Man sagt, die damalige Gründung sei im besten Einvernehmen mit den französischen Besatzern erfolgt – Bier beruhigt schließlich die Menschen“, erzählt der heutige Geschäftsführer Martin Steiner mit einem Schmunzeln. EIN AUF UND AB — Gemeinsam mit Bernhard Prosser leitet er seit 2008 die Geschicke des Unternehmens – und kennt die wechselvolle Geschichte der Brauerei genau. „Wie in allen Branchen gab es über die Jahrzehnte gute und schlechte Zeiten“, erzählt Steiner. Ganz ruhig sei es dabei wohl nie gewesen: Vom Einfluss der Weltkriege über häufige Besitzerwechsel bis hin zu den wirtschaftlichen Herausforderungen der Gegenwart hat das Unternehmen viel erlebt und erfolgreich überstanden. Gerade deshalb schätzt Steiner die Entwicklung der letzten dreißig Jahre besonders: „Im Oberland hat sich der Tourismus sehr gut entwickelt. Dank unserer Lage zwischen Landeck, Imst und Reutte profitieren wir stark davon.“ Doch wo Licht ist, gibt es auch Schatten. „Während Corona haben wir sehr viel Geld verloren – fast zweieinhalb Jahre lang war die Nachfrage deutlich zurückgegangen“, erinnert sich Steiner. Heute jedoch habe sich die Brauerei wieder stabilisiert und sei gut aufgestellt. Ü 1
11 10 KOMPAKT 3|2025 – UNTERNEHMER IM PORTRÄT UNTERNEHMER IM PORTRÄT – KOMPAKT 3|2025 AUS DER REGION FÜR DIE REGION — Mit einer Jahresproduktion von rund 35.000 Hektolitern ist Starkenberg nach Zillertal Bier die zweitgrößte Brauerei Tirols. „Ich würde sagen, wir sind insgesamt eine gute mittelständische Brauerei“, ordnet Steiner die Größe ein. Einen besonderen Wert legt das Unternehmen auf Regionalität. Die Zutaten für die sechs verschiedenen Biersorten – vom klassischen Lager über Pils bis zum Dunkelbier – stammen, soweit möglich, aus Tirol oder dem benachbarten Allgäu: Die Gerste für das Bio- und das Heimatbier kommt zu 100 Prozent von heimischen Bauern, das Wasser aus der eigenen Quelle, frisch aus den Lechtaler Alpen, die das Schloss und die Brauerei umgeben. „Nur braufähigen Hopfen gibt es in Tirol leider noch keinen“, sagt Steiner wehmütig. Neben der Regionalität gehört für Steiner auch Nachhaltigkeit zur zentralen Philosophie von Starkenberg. „Unsere Flaschen werden bei uns gereinigt, wieder befüllt und können so bis zu 40-mal wiederverwendet werden – das spart nicht nur Ressourcen, sondern schont auch die Umwelt.“ Darüber hinaus bezieht die Brauerei 100 Prozent Ökostrom und arbeitet konsequent mit regionalen Auslieferern zusammen. Für die Bierproduktion selbst ist Braumeister Alexander Zeischka verantwortlich, der jeden Sud mit Erfahrung und Präzision begleitet. „Vereinfacht gesagt ist Bierbrauen die Umwandlung von Stärke in Zucker. Die Hefe spaltet den Zucker dann in Alkohol und CO2 auf“, erklärt Steiner. Doch bis aus dieser Formel ein trinkfertiges, rundes Bier entsteht, braucht es deutlich mehr – vor allem Handwerk, Geduld und ein eingespieltes Team. Gerade in der bevorstehenden Wintersaison, wenn das Geschäft seinen Höhepunkt erreicht, zeigt sich, wie entscheidend diese Faktoren sind. „Aktuell produzieren wir schon auf Hochtouren für den Winter“, so der Geschäftsführer. Sobald die Saison in den Skigebieten beginnt, muss alles bereitstehen. WEITERHIN UNABHÄNGIG — Während in Österreich immer mehr kleinere Brauereien von Großkonzernen aufgekauft werden, hat man sich in Tarrenz bewusst dagegen entschieden, auch wenn das nicht immer leicht ist. „Das ist eine große Herausforderung, denn bei Gesetzgebungen werden indirekt oft die Großen bevorzugt“, erklärt Steiner. Um sich breiter aufzustellen, wurde 2005 unter anderem der Biermythos Starkenberg geschaffen – eine Museums- und Erlebniswelt, die jährlich rund 10.000 Besucher:innen anzieht. Sie verbindet die moderne Brauerei mit dem historischen Schloss, seinen Gewölben, dem Ballsaal und dem alten Sudhaus. Besonders im Sommer ist Starkenberg damit ein beliebtes Ausflugsziel – für Bierliebhaber:innen, Geschichtsinteressierte und alle, die das Handwerk Bierbrauen hautnah erleben möchten.| 2 3 4 1. Geschäftsführer Martin Steiner (l.) und Braumeister Alexander Zeischka wissen, worauf es bei richtig gutem Bier ankommt. 2. Braumeister Alexander Zeischka (l.) und Geschäftsführer Martin Steiner sind ein eingespieltes Team. 3. Sechs verschiedene Biersorten braut die Brauerei das ganze Jahr über. 4. Frisch gezapft wird in der Brauerei Starkenberg auch im alten Rittersaal. 5. Mit rund 35.000 Hektolitern Jahresproduktion ist Starkenberg die zweitgrößte Brauerei Tirols. ALLE BILDER © SIMON FISCHLER 5 3 FRAGEN AN … DEN ERSTEN BRAUMEISTER ALEXANDER ZEISCHKA Was braucht es für ein richtig gutes Bier? Das Wichtigste ist auf jeden Fall das Wasser, dann natürlich die guten Rohstoffe und ein sehr gutes Gespür für das Produkt selbst. Was zeichnet ein Bier aus, wenn es fertig ist? Für mich ist ein Bier nicht nur dann gut, wenn es mir schmeckt, sondern vor allem, wenn es auch anderen schmeckt. Natürlich sollte man danach auch Lust auf ein weiteres Bier haben – nicht, dass man nach dem ersten Bier schon sagt: „Es schmeckt nicht mehr, ich kann nicht mehr.“ Diese „Trinkbarkeit“ ist die eigentliche Kunst. Was muss man als Braumeister besonders gut können? Zum einen braucht man einen sehr guten Geschmackssinn, aber vor allem die Liebe zum Produkt selbst.
13 12 KOMPAKT 3|2025 – UNTERNEHMER IM PORTRÄT UNTERNEHMER IM PORTRÄT – KOMPAKT 3|2025 Hotel, Gasthaus, Brauerei: Mit dem Hotel Thaneller und dem dazugehörenden Stadl-Bräu hat die Familie Zobl in Berwang ein Urlaubs- und Ausflugsziel mit Alleinstellungsmerkmal in der Region geschaffen. Von Lisa Schwarzenauer ERFOLGREICHE SYMBIOSE otels im Vier-Sterne-Segment gibt es in Tirol viele – aber eine hauseigene Brauerei sucht man vergebens, bis man den Blick nach Berwang wirft: Dort hat die Familie Zobl bereits 1995 erkannt, dass es ein markantes Alleinstellungsmerkmal braucht, um auf lange Frist erfolgreich zu sein. Damals lief der Vertrag mit der zuliefernden Großbrauerei aus, weshalb Seniorchef August Zobl die Gunst der Stunde nutzte und nach zahlreichen Besuchen bei anderen kleinen Brauereien das Stadl-Bräu ins Leben rief. „Am 25. Jänner 1995 haben wir dann schon den ersten Sud gemacht“, erinnert sich Sohn und Juniorchef Pascal Zobl, der inzwischen für die Brauerei verantwortlich ist. IDEALER START — Dass das die richtige Entscheidung war, zeigte sich direkt: „Am Anfang ist es so gut gelaufen, dass wir fast nicht hinterhergekommen sind mit der Bierproduktion. Wir mussten nach einem halben Jahr gleich noch zwei Tanks dazukaufen, weil wir nicht die Lagerkapazitäten für die Nachfrage hatten“, erzählt Braumeister Christoph Schmidt. Der erste Sud war ein Helles, wenig später ergänzten dann auch schon ein Weißbier und ein Dunkles das Angebot – damit standen bereits nach zwei Monaten die Grundsorten, die bis heute ganzjährig angeboten und immer wieder durch ein Spezialbier ergänzt werden. Welches Spezialbier auf der Karte steht, wird pragmatisch mit Blick auf die Buchungen entschieden: „Wenn ich viele Gäste aus Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen oder Thüringen habe, weiß ich, die trinken fast alle nur dunkles Bier, und wenn ich sehe, es kommen viele Allgäuer, viele Bayern, viele Österreicher, dann gehen wir mehr in Richtung Weißbier“, so der Braumeister. H WISSENSWERTES Ein Bier für jeden Anlass Neben den drei ganzjährig produzierten Grundsorten Helles, Dunkles und Weißbier gibt es im Stadl-Bräu immer auch eine auf die Saison und die Gästestruktur abgestimmte vierte Sorte – entweder ein Starkbier oder das Festbier, das vor einigen Jahren zur Feier der Via Claudia Augusta kreiert wurde. Die Vorlaufzeit für ein neues Spezialbier beträgt fünf Wochen. © SIMON FISCHLER 1
14 FRAGE DES MARKETINGS — Er braucht rund fünf Wochen, um eine neue Sorte zu kreieren. Ladenhüter sei in den ganzen 30 Jahren noch keiner dabei gewesen: „Wenn man den Leuten erklärt, warum ein Bier so und nicht anders schmeckt, sagen die meisten: ,Ja, eigentlich hast du recht – wenn du das so erklärst, macht das absolut Sinn‘“, sagt Zobl. Wie sehr es auf das Marketing und die Geschichte zum Produkt ankommt, habe sich unter anderem vor einigen Jahren deutlich gezeigt: „Wir haben damals auf den 1. Mai hin einen Weizenbock – also ein weißes Starkbier – produziert, das die Leute nicht angenommen haben, weil es ihnen zu stark war“, erzählt Schmidt. Die Lösung für die übrigen 300 Liter war nach kurzem Überlegen eine bereits eingebuchte Gruppe Gäste aus Erding, denen das Starkbier als klassisches Weißbier verkauft wurde. „Die waren begeistert und meinten, dass sie noch nie so ein gutes Weißbier getrunken hätten.“ Dass es wesentlich stärker war als herkömmliches Bier, sei niemandem aufgefallen. GUTE KOMBINATION — Aktuell werden im Stadl-Bräu jährlich durchschnittlich 50.000 Liter Bier gebraut, die fast ausschließlich im eigenen Hotel und Gasthaus sowie der zugehörigen Skihütte verkauft werden. Ein kleiner Teil – rund 20 Prozent der Menge – wird außerdem über einen Gassenverkauf vertrieben, allerdings hauptsächlich zu Marketingzwecken: Schließlich sollen auch die Menschen in der Region das Bier kennen und im Idealfall dafür ins Gasthaus kommen. Zusätzlich zum Bier produzieren die Zobls auch einen Bierlikör, der den Hausgästen als Willkommensgetränk serviert wird, und lassen eine Bierschokolade herstellen, die als Souvenir gedacht ist. „Das sind Sachen, die bei den Gästen gut ankommen und gerne mitgenommen werden, was uns hilft, auch nach dem Aufenthalt in Erinnerung zu bleiben“, erklärt Zobl. ZUKUNFTSPLÄNE — Die Brauerei hat sich über die Jahrzehnte so gut entwickelt, dass ein Betrieb des Hotels ohne sie nicht mehr denkbar wäre: „Die Brauerei hilft dem Hotel und das Hotel hilft der Brauerei, das eine geht nicht ohne das andere“, betont der Juniorchef. „Ohne die Musikabende, die wir mehrmals wöchentlich im Hotel machen, würden die Einheimischen nicht kommen und dadurch auch wesentlich weniger Bier konsumiert werden, und gleichzeitig zieht die Brauerei Gäste an, die eigentlich nur deshalb kommen und dann zum Essen und im Hotel bleiben.“ Für bierbegeisterte Besucher:innen gibt es neben Brauereiführungen auch die Möglichkeit, sich in einem Bierseminar für ein paar Stunden intensiv mit der Braukunst zu beschäftigen. Und um noch mehr aus dem Thema herauszuholen, wird gerade überlegt, das Hotel um einen Bier-Wellnessbereich zu erweitern, erzählt Zobl: „Das würde als Ergänzung ideal zu unserem Vier-Sterne-Haus und zur Brauerei passen.“ Konkretes Konzept gebe es zwar noch keines, aber das Potenzial liege auf der Hand – und ein zusätzliches Alleinstellungsmerkmal könne auch in Zukunft nicht schaden.| UNTERNEHMER IM PORTRÄT – KOMPAKT 3|2025 5 4 1. Juniorchef Pascal Zobl ist für das Stadl-Bräu verantwortlich. 2. Bei Bier beginnt alles mit Getreide. 3. Malz ist nicht gleich Malz – die Bierzutat kann geschmacklich stark variieren. 4. Anschauungsstück: Bierkessel im Miniaturformat. 5. Seniorchef August Zobl hatte 1995 die Idee zum Stadl-Bräu. 6. Das Stadl-Bräu-Bier gibt es nur im Hotel und der Skihütte der Familie Zobl. 2 3 6 ALLE BILDER © SIMON FISCHLER
17 16 Mit Soda Zitron bringen Samuel Geisler und Lukas Edenhauser das wohl österreichischste aller Getränke in die Dose und treffen mit ihrer einfachen, natürlichen und zuckerfreien Erfrischung genau den Nerv der Zeit. Von Anna Füreder Sauer macht Start-up ei einem fröhlichen Teamessen herrscht ausgelassene Stimmung. Rund 30 Kolleg:innen sitzen an einem langen Tisch, lachen und plaudern. Der Kellner kommt, um die Getränke aufzunehmen. „Für mich ein Soda Zitron, bitte“, sagt die erste Kollegin – und fast alle folgen ihrem Beispiel. Eine unscheinbare Bestellung, könnte man meinen. Doch Samuel Geisler und Lukas Edenhauser werfen sich ein wissendes Lächeln zu: In diesem Moment haben sie ihre Geschäftsidee gefunden. Es klingt simpel, beinahe zu simpel. Dennoch haben die beiden Tiroler aus einem klassischen, in Österreich vertrauten Getränk ein Start-up gemacht. „Wir waren selbst überrascht, dass noch niemand auf die Idee gekommen ist, Soda Zitron als Produkt anzubieten“, erzählt der Co-Founder und CEO Samuel Geisler. „Es war kein Patent drauf und die Domain noch frei – beides haben wir uns sofort gesichert.“ GESUNDE ALTERNATIVE — Gründen war für Geisler kein Neuland: Vor über zehn Jahren hatte er bereits die Digital-Signage-Firma Peakmedia ins Leben gerufen. „Lukas, der ebenfalls in der Firma arbeitete, und ich wollten ein Produkt entwickeln, das sich direkt an Endkund:innen richtet“, erinnert er sich. „Wir haben lange überlegt, was das sein könnte – sogar über Unterhosen haben wir gesprochen.“ Diese Idee wurde aber schnell verworfen. Die beiden Gründer verbindet nicht nur ihre berufliche Vergangenheit – beide waren Polizisten, bevor sie bei Peakmedia arbeiteten –, sondern auch ihre Leidenschaft für Sport und ein gesundes Leben. Immer wieder fiel ihnen auf, dass auf Sport- und Kinderplätzen kaum zuckerfreie Getränke zu finden sind. Stattdessen dominieren Cola, Fanta oder gespritzter Apfelsaft. „Für uns war schnell klar: Hier besteht eine Marktlücke“, erzählt der Geschäftsführer. „Wir wollten ein Getränk anbieten, das erfrischt, natürlich schmeckt und ganz ohne Zucker auskommt.“ B KOMPAKT 3|2025 – UNTERNEHMER IM PORTRÄT UNTERNEHMER IM PORTRÄT – KOMPAKT 3|2025 „Wir wollten ein Getränk anbieten, das erfrischt, natürlich schmeckt und ganz ohne Zucker auskommt.“ Samuel Geisler, CEO und Co-Founder Soda Zitron © SIMON FISCHLER
19 18 GUT DING BRAUCHT WEILE — Nach dem besagten Essen nahm die Idee schließlich konkrete Formen an, und im April 2024 wurde das Start-up offiziell gegründet. Entstehen sollte ein Getränk in der Dose und Glasflasche, das aus nur zwei Zutaten besteht: zehn Prozent natürlichem Zitronensaft sowie heimischem Quellwasser. Der Start war jedoch alles andere als einfach. In der Anfangsphase wurde jede Dose noch manuell in einer kleinen Brauerei eines Bekannten in der Schwoich abgefüllt und etikettiert. Kartons und Paletten mussten selbst zusammengestellt werden, und die Logistik war eine Herausforderung: „Wir haben jeden Schritt von der Bestellung der Dosen bis zur Zitronenlieferung selbst koordiniert. Das war enorm aufwendig“, erinnert sich der Firmengründer. Hinzu kamen regulatorische Hürden: Angaben zur Nährwerttabelle oder Pfandsysteme mussten genau eingehalten bzw. berücksichtigt werden. Selbst kleine Produktionsschwankungen führten zu Problemen, etwa wenn der Fruchtzuckergehalt der Zitronen variierte. GEZIELTE WERBUNG — Trotz anfänglicher Hürden hat sich Soda Zitron stetig weiterentwickelt. Produziert wird inzwischen in Oberösterreich, die Zitronen stammen von Lieferanten aus Spanien und Italien. Mittlerweile beschäftigt das Start-up fünf Mitarbeiter:innen, die sich um Vertrieb, Marketing und Produktion kümmern. Besonders das Marketing spielt für das junge Unternehmen aus Ebbs eine zentrale Rolle. „Wir haben natürlich den Vorteil, dass wir eine eigene Werbeagentur im Rücken haben“, erklärt Geisler. So verfügen sie über eine Filmproduktion und ein digitales Werbenetzwerk. Neben klassischen Online-Kampagnen setzt das Team auch auf Verkostungen. „Uns ist wichtig, dass die Leute das Produkt einmal probieren – dann greifen sie eher wieder zu“, betont der Unternehmer. Die größte Herausforderung sei es nämlich, im Supermarktregal zwischen all den bunten, trendigen Getränken aufzufallen. „Wenn man es einmal probiert und es schmeckt, bleibt man eher dabei.“ AUF EXPANSIONSKURS — Die wichtigsten Abnehmer von Soda Zitron sind derzeit der Einzelhandel und die Gastronomie, während der Online-Vertrieb bislang nur eine untergeordnete Rolle spielt. In Tirol und Salzburg ist das Erfrischungsgetränk bereits bei Spar, MPreis und Baguette erhältlich. „Im kommenden Jahr möchten wir in ganz Österreich präsent sein – und auch in Deutschland durchstarten“, meint Geisler. Zudem wollen die Gründer Soda Zitron als Marke sowohl im Lifestyle- als auch im Sportbereich etablieren. Dafür sponsert das Start-up Sportveranstaltungen und organisiert eigene Events. „Kürzlich haben wir den Soda Zitron Night Run veranstaltet“, erzählt Geisler. „Das hat richtig Spaß gemacht – und künftig wollen wir noch viele weitere solche Aktionen umsetzen.“ Der aktuelle Gesundheitstrend spielt dem jungen Unternehmen dabei perfekt in die Karten. Wohin die Reise noch gehen könnte, ist derzeit ungewiss. „Es gibt aber noch riesiges Potenzial“, ist sich der Gründer sicher. So habe das Start-up bereits Anfragen aus Island und Katar erhalten. „Länder, in denen man das Wasser nicht einfach so trinken kann, sind besonders interessant für uns, weil dort Getränke stärker nachgefragt werden. Mal schauen, ob sich da etwas machen lässt.“| KOMPAKT 3|2025 – UNTERNEHMER IM PORTRÄT UNTERNEHMER IM PORTRÄT – KOMPAKT 3|2025 ZUR PERSON Samuel Geisler war 17 Jahre lang Polizist, gründete nebenbei mehrere Firmen in den Bereichen Marketing, Film, Immobilien, Spedition, Tourismus und Softwareentwicklung – und 2024 gemeinsam mit Lukas Edenhauser das Start-up Soda Zitron. 1 2 ALLE BILDER © SIMON FISCHLER 3 VERBLÜFFENDES 500.000 Dosen wurden seit der Gründung bereits verkauft. 1. Co-Founder und CEO Samuel Geisler hat in zuckerfreien Getränken eine Marktlücke erkannt. 2. Soda Zitron gibt es in der Dose oder Glasflasche und besteht aus nur zwei Zutaten: Zitronensaft und Quellwasser. 3. Ein starkes Duo für frische Ideen: Markus Guggenberger, MSc, Firmenkundenberater in der Raiffeisen Bezirksbank Kufstein, gibt Samuel Geisler den nötigen Rückhalt bei der Umsetzung seiner Projekte. Auf viele weitere spannende Vorhaben!
21 20 KOMPAKT 3|2025 – NACHGEFRAGT n einer Bank werden tagtäglich unzählige Finanztransaktionen abgewickelt – für Kund:innen fast unsichtbar, aber absolut unverzichtbar. Der Zahlungsverkehr ist für Fabian Untergasser, Teamleiter Produktmanagement Zahlungsverkehr, und Lucas Gredler, Produktmanager Zahlungsverkehr, weit mehr als reine Routine. Als Teil eines Teams von Fachexpert:innen gestalten sie die Zukunft des Zahlungsverkehrs von Raiffeisen Tirol, entwickeln innovative Lösungen und behalten dabei stets die Bedürfnisse der Kund:innen im Blick. Im Gespräch berichten Untergasser und Gredler von aktuellen Veränderungen und klären relevante Fragen zu den neuesten Produkten. Was ist EBICS und warum müssen unsere Kund:innen auf EBICS umstellen? Fabian Untergasser: EBICS ist der internationale Zahlungsverkehrsstandard und ersetzt für uns als österreichische Bank den bisherigen MBS-Standard. Da EBICS internetbasiert ist und bereits in mehreren europäischen Ländern genutzt wird, möchten wir künftig auch Bankverbindungen aus dem Ausland in unserer Software integrieren. Bisher ist dies ausschließlich für österreichische und einige ausgewählte deutsche Banken möglich. EBICS wurde zudem vollständig an die Anforderungen der Instant-Payment-Verordnung angepasst. Daher empfehlen wir jenen Kund:innen, die I dies bisher noch nicht getan haben, möglichst zeitnah auf EBICS umzusteigen. So profitieren sie von der Möglichkeit, sowohl Express- als auch SEPA-Überweisungen mit Empfängerverifikation durchzuführen. Mit unserem eigenen Firmenkunden-Tool Raiffeisen INFINITY lassen sich alle österreichischen Banken sowie bereits einige deutsche Banken einbinden und über EBICS nutzen. Welche neuen Funktionen und Leistungen sind für INFINITY in naher Zukunft geplant und welchen Zusatznutzen bieten sie unseren Kund:innen? Fabian Untergasser: Raiffeisen INFINITY ist ein agiles Online-Banking-Tool, das speziell für unsere Firmenkund:innen entwickelt wurde. In die Plattform werden kontinuierlich neue Funktionen integriert, um ein umfassendes, komfortables Banking zu ermöglichen. Unser Ziel ist es, die Wünsche und Anforderungen unserer Kund:innen bestmöglich zu erfüllen. Mit INFINITY behalten Kund:innen jederzeit den Überblick über ihre Konten, Umsätze, Kontoauszüge und Karten. Im laufenden Jahr konnten wir bereits zahlreiche Verbesserungen umsetzen – viele davon basieren direkt auf dem wertvollen Feedback unserer Kund:innen. Zu den Neuerungen zählen unter anderem erweiterte Sortier- und Filtermöglichkeiten, optimierte Druckfunktionen, Benachrichtigungen außerhalb der Plattform, die Anzeige von Gesamtsummen in den einzelnen Bereichen, die Umsetzung der Instant-Payment-Vorgaben, die Einführung periodischer Aufträge, der Export von Umsätzen als CSV-Datei sowie die neue Kartenzentrale mit einer Übersicht über alle Raiffeisenkarten. Auch für 2026 sind für INFINITY neue Features bzw. weitere Verbesserungen geplant, auf die man sich bereits jetzt freuen darf. EU-Instant-Payment-Verordnung – was sind die wichtigsten Hintergründe und Ziele? Wie wirken sie sich auf den Zahlungsverkehr aus? Lucas Gredler: Die EU-Instant-Payment-Verordnung zielt darauf ab, den Zahlungsverkehr innerhalb der Europäischen Union durch Echtzeitüberweisungen effizienter zu gestalten. Im Mittelpunkt steht die Einführung eines einheitlichen Standards für Sofortzahlungen, der es ermöglicht, Geldbeträge rund um die Uhr – an jedem Tag des Jahres – innerhalb von Sekunden zu überweisen. Für unsere Kund:innen entstehen durch die Echtzeitüberweisungen seit diesem Jahr keine zusätzlichen Kosten mehr. Sie können frei wählen, ob sie eine Standard-SEPA-Überweisung oder die Raiffeisen Expressüberweisung nutzen möchten. Bei einer Expressüberweisung erhalten unsere Kund:innen innerhalb weniger Sekunden eine Statusmeldung, ob die Transaktion erfolgreich war, und der Betrag wird dem:der Empfänger:in sofort gutgeschrieben. Hier gibt es aufgrund der sofortigen Ausführung innerhalb von neun Sekunden jedoch keine Stornomöglichkeit. Raiffeisen bietet dafür folgende Lösung: Entscheidet sich ein:e Firmenkund:in stattdessen für die Standard-SEPAÜberweisung und autorisiert die Zahlung bis 14.00 Uhr, wird der Betrag noch am selben Tag auf das Konto des Empfängers bzw. der Empfängerin bei jeder österreichischen Bank überwiesen. Sollte sich ein Fehler eingeschlichen haben, besteht bei dieser Variante noch die Möglichkeit, die Zahlung zu stornieren. Wie funktioniert die Empfängerverifikation bei Daueraufträgen und Datenträgern? Welche Vorteile bringt diese Neuerung mit sich? Lucas Gredler: Seit dem 09.10.2025 wird bei jeder SEPA-Überweisung sowie bei Expressüberweisungen die Empfängerverifikation durchgeführt. Dabei überprüft das System, ob der eingegebene Name des Kontoinhabers bzw. der Kontoinhaberin mit der angegebenen IBAN übereinstimmt. Bei vollständiger Übereinstimmung erhält der:die Auftraggeber:in eine „Match“- Meldung und die Überweisung wird wie gewohnt ausgeführt. Sollte der Name kleine Schreibfehler enthalten, erscheint eine „Close Match“-Meldung. In diesem Fall kann der:die Kund:in NACHGEFRAGT! Neuerungen für Firmenkund:innen im Zahlungsverkehr den korrekten Empfängernamen auswählen. Bei keiner Übereinstimmung zwischen Name und IBAN wird eine „No Match“- Meldung angezeigt. In solchen Fällen empfehlen wir unseren Kund:innen, sich direkt mit dem:der Empfänger:in in Verbindung zu setzen, um die Daten zu klären. Firmenkund:innen werden stets mit dem offiziellen Firmenwortlaut laut Firmenbuch angelegt. Dieser Wortlaut muss auch als Empfängername verwendet werden. Wir empfehlen unseren Firmenkund:innen, diese Information an ihre Kund:innen weiterzugeben. Bei Daueraufträgen erfolgt die Empfängerverifikation sowohl bei der Einrichtung als auch bei jeder Änderung des Auftrags. Bei den regelmäßigen Ausführungen entfällt die Überprüfung. Für Datenträger, die als Sammelaufträge erfasst werden, besteht die Möglichkeit, die Empfängerüberprüfung zu deaktivieren. Dies ist jedoch ausschließlich bei Sammelaufträgen möglich und wird von unserer Seite nicht empfohlen, da die Empfängerverifikation eine wertvolle Sicherheitsprüfung ist. Inwiefern profitieren Firmenkund:innen konkret von eurer Fachexpertise – etwa in der Beratung, Umsetzung oder laufenden Betreuung? Fabian Untergasser: Als Produktmanagement Zahlungs- verkehr unterstützen wir sowohl die Mitarbeiter:innen der Raiffeisen-Landesbank Tirol AG als auch die einzelnen Raiffeisenbanken in unserem Bundesland. Mit unserer fachlichen Expertise stehen wir unseren Kolleg:innen bei Fragen rund um den Zahlungsverkehr, zu Debit- und Kreditkarten, Online Banking oder Mobile-Payment- Lösungen zur Verfügung. Darüber hinaus schulen wir alle Raiffeisenbanken in Tirol zu aktuellen Themen und sind für die Einführung neuer Produkte im gesamten Bundesland verantwortlich. Bei besonders komplexen Fällen, die eine direkte Kommunikation mit Kund:innen erfordern, begleiten wir unsere Firmenkund:innen auch gerne persönlich und bringen unser Fachwissen gezielt ein. Das Interview führte Anna Klotz © SIMON FISCHLER „Instant Payments machen Überweisungen rund um die Uhr in Sekunden möglich – schnell, sicher und ohne Zusatzkosten.“ Lucas Gredler, Produktmanager Zahlungsverkehr, Raiffeisen-Landesbank Tirol AG „EBICS ist der internationale Standard, mit dem wir den Zahlungsverkehr zukunftssicher und europaweit vernetzt gestalten.“ Fabian Untergasser, Teamleiter Produktmanagement Zahlungsverkehr, Raiffeisen-Landesbank Tirol AG 1. Lucas Gredler, Produkt- manager Zahlungsverkehr, Raiffeisen-Landesbank Tirol AG. 2. Fabian Untergasser, Teamleiter Produktmanage- ment Zahlungsverkehr, Raiffeisen-Landesbank Tirol AG. 1 2
23 22 WELLNESSHOTELS – KOMPAKT 3|2025 KOMPAKT 3|2025 – WELLNESSHOTELS WELLNESS MIT WEITBLICK Die „Best Alpine Wellness Hotels“ stehen für besondere Wohlfühl-Resorts, familiäre Gastlichkeit und alpinen Charme – vereint unter einem Markendach und verbunden durch ein gemeinsames Qualitätsversprechen. Von Michaela Ehammer or rund 35 Jahren legten drei visionäre Tiroler Hoteliers den Grundstein für eine Wellnessplattform im Alpenraum. Was einst als persönlicher Erfahrungsaustausch unter engagierten Gastgeber:innen begann, entwickelte sich Schritt für Schritt zu einem exklusiven Zusammenschluss von derzeit 16 Hotels in Österreich und Südtirol: den Best Alpine Wellness Hotels. Sie alle eint der Anspruch an höchste Qualität, gelebte Nachhaltigkeit und ein authentisches alpines Wohlfühlambiente. EIN BLICK ZURÜCK — Zu einer Zeit, als der Begriff Wellness im deutschsprachigen Raum noch weitgehend unbekannt war – geschweige denn als touristisches Produkt etabliert – erkannten die Tiroler Hoteliers Josef Stock, Wolfgang Kostenzer und Franz-Josef Pirktl das große Potenzial des neuen Konzepts. „Sie glaubten, dass dieses Thema aus Amerika auch im heimischen Tourismus eine Zukunft haben könnte – und sie sollten recht behalten“, erzählt Michaela Thaler, Geschäftsführerin von Best Alpine Wellness Hotels. Aufgewachsen in Sölden und ursprünglich in der Universität Innsbruck tätig, fand sie Mitte der 1990er-Jahre ihre berufliche Heimat im Tourismus. Seit nunmehr 25 Jahren begleitet Thaler die Entwicklung der Hotelgruppe – mit strategischem Feingefühl, Weitblick und viel Herzblut für Mitarbeiter:innen, Qualität und Gästezufriedenheit. Damals verband man mit Wellness vor allem eines: die Sauna – Schwimmbäder folgten bald, erinnert sich die Wellnessexpertin. „Man musste den Gästen erst erklären, warum plötzlich alles ein bisschen mehr kostet – viele konnten mit dem Begriff noch wenig anfangen.“ Ein erweitertes Verpflegungskonzept wurde eingeführt, das entsprechend dem Biorhythmus der Gäste unter anderem kleine Speisen und Getränke zu Mittag und am Nachmittag umfasste. Was anfangs für viele Gäste noch ungewohnt war, entfaltete mit der Zeit Wirkung: Das Interesse wuchs – und aus der Wellness-Idee entstand ein neues Urlaubskonzept in den Alpen, das persönliches Wohlbefinden, Gesundheit und Fitness ins Zentrum rückte. V 1 © SIMON FISCHLER
25 24 WELLNESS NEU DEFINIERT — „Diese Tiroler Betriebe waren von Anfang an sehr erfolgreich – das hat sich natürlich herumgesprochen“, so Thaler. Bald folgten auch Anfragen von Hotels aus anderen Bundesländern, die sich dem Konzept anschließen wollten. „Da passte der Name ‚Tiroler Wellnesshotels‘ nicht mehr – so wurden daraus zunächst die ‚Best Wellness Hotels Austria‘.“ Heute steht die Gruppe als „Best Alpine Wellness Hotels“ für ein exklusives Angebot von 16 familien- geführten Hotels aus Österreich und Südtirol, vorrangig im 5-Sterne-Segment angesiedelt. Und der Name ist Programm: „Alpine Wellness ist unser Markenkern – das drückt genau aus, wofür wir stehen.“ Das Angebot geht dabei längst über klassische Spa-Leistungen hinaus. „Als Gast in unseren Hotels kann man einfach alles machen: wandern, Ski fahren, golfen oder einfach tief durchatmen. Die privilegierte Lage unserer Häuser schafft ideale Voraussetzungen für aktive Erholung, denn auch das gehört zu Wellness dazu.“ AUSTAUSCH AUF AUGENHÖHE — Ein wesentlicher Erfolgsfaktor liege in der Unabhängigkeit der Plattform. Die Vereinsmitglieder bestimmen selbst, wohin die Reise geht – sei es in Fragen der Qualität, Nachhaltigkeit oder Produktentwicklung, wie die Geschäftsführerin erklärt. „Ich denke aber, dass wir künftig noch enger zusammenrücken müssen, um Synergien besser zu nutzen und effizienter arbeiten zu können – denn die Anforderungen und Herausforderungen werden auch in Zukunft nicht weniger.“ Gemeinsam mit einem dreiköpfigen Team koordiniert Thaler von Innsbruck aus Marketing, Qualitätssicherung und gemeinsame Veranstaltungen – stets im engen Dialog mit den Betrieben. Auch Weiterbildung und Wissenstransfer werden aktiv gefördert: Während monatliche Online-Meetings aktuelle Themen rund um Weltwirtschaft oder künstliche Intelligenz behandeln, bieten halbjährliche Präsenztreffen Raum für Austausch, Vorträge und Innovation. „Unternehmer:innen, Führungskräfte und Expert:innen können so ihr Know-how teilen und gemeinsam neue Ideen entwickeln“, sagt Thaler. Die Themen reichen dabei von Betriebsnachfolge über Mitarbeitergewinnung bis hin zu alternativen Zahlungs- methoden wie Bitcoin. „So bleibt die Gruppe am Puls der Zeit – ohne ihre Werte aus den Augen zu verlieren.“ NACHHALTIGKEIT IM FOKUS — Ein zentrales Element der Plattform ist darüber hinaus die konsequente Qualitätssicherung. Dazu zählen nicht nur Gästebefragungen, Hygieneprüfungen und Benchmark-Analysen in Bereichen wie Wirtschaftlichkeit oder Mitarbeiterzufriedenheit, sondern auch MysteryChecks durch Fachleute, die regelmäßig Bestleistungen hervorheben und qualifiziertes Feedback geben. Auch in puncto Nachhaltigkeit tut sich viel, wie Thaler betont: „Wir haben eine gemeinsame Pflege- und Produktlinie entwickelt, die in einer österreichischen Manufaktur gefertigt wird.“ Viele Mitgliedsbetriebe tragen das Österreichische Umweltzeichen und setzen auf innovative Lösungen, um ihren ökologischen Fußabdruck zu minimieren. „Das Engagement geht so weit, dass wir sogar Kerzenreste gemeinsam verwerten.“ Seit 2021 unterstützen die Best Alpine Wellness Hotels außerdem gezielt Charity-Projekte – mit Fokus auf benachteiligte Gebirgsregionen und das soziale Umfeld der Resorts.| 1. Best-Alpine-Wellness-Hotels- Geschäftsführerin Michaela Thaler. 2. Alpine Wellness zu jeder Jahreszeit. 3. V. l. n. r.: Wolfgang Kostenzer sen., Josef Stock und Franz-Josef Pirktl. 4. Rückzugsort inmitten der Alpen. 5. Beeindruckende Gartenlandschaften & Spa- Welten in allen Best Alpine Wellness Hotels. WELLNESSHOTELS – KOMPAKT 3|2025 4 „Alpine Wellness ist unser Markenkern – das drückt genau aus, wofür wir stehen.“ Michaela Thaler, Geschäftsführerin von Best Alpine Wellness Hotels 2 3 © FRANZ WÜSTENBERG © ALPENRESORT SCHWARZ © WELLNESSRESIDENZ ALPENROSE KOMPAKT 3|2025 – WELLNESSHOTELS 5 © BEST ALPINE WELLNESS HOTELS
27 26 KOMPAKT 3|2025 – TIROLER TOURISMUSGESPRÄCHE TIROLER TOURISMUSGESPRÄCHE – KOMPAKT 3|2025 ine Portion Mut, ein gutes Maß und viel Menschlichkeit – diese drei Punkte galten als Voraussetzungen für eine zukunftsfähige Entwicklung im Tourismus. Hotelexperte und Managing Partner bei Kohl & Partner Helmut List zeigte auf, wie es dem Tourismus aktuell geht, an welchen Baustellen zu arbeiten ist und wie es kam, dass die Betriebe im Alpenraum aufhörten mit dem Investitionswettrüsten. Laut List brauche es ein mutigeres Denken statt Resignation, clevere Investitionen mit Mehrwert für die Gäste und die richtigen Partner im Boot. Der Branchenfachmann warf die Frage auf: „Können wir es uns denn leisten, nicht zu investieren?“ Und antwortete darauf ganz klar, dass Stillstand keine Option sei. Nicht die Größe eines Betriebs sei das alleinige Ziel, sondern die Leidenschaft, etwas zu tun, und die Motivation, neue Geschäftsmodelle zu entwickeln. MUTIGE DENKANSTÖSSE — Solche gab auch RLB-Vorstandsvorsitzender Thomas Wass: „Das Rückgrat des Tiroler Tourismus sind die Familienbetriebe. Aber bei weniger Gewinn, Fachkräftemangel, rund um die Uhr arbeiten etc. stellt sich die Frage: Ist das für die nächste Generation noch erstrebenswert? Das sind Themen, auf die wir schauen müssen, und dazu wollen wir den Austausch bieten.“ Rund 370 Gäste waren gekommen, um genau darüber zu sprechen, Herausforderungen aus anderen Perspektiven zu betrachten und auch zu hören, wie die junge Generation über den Tourismus in Tirol denkt. FAMILIENBETRIEBE SIND DIE ZUKUNFT — Das zeigte sich bei den „Walk the Talk“-Runden, in denen Moderatorin Renata Schmidtkunz Tiroler Touristikern einige persönliche Einblicke entlocken konnte. Gerold Mattersberger beispielsweise, der gemeinsam mit seiner Schwester Elke das Hotel Der Engel in Grän führt und Gastgeber aus Leidenschaft ist, hat neue Strukturen wie etwa eine Geschäftsführerposition geschaffen. Doch für ihn ist klar: „Die einzige Chance, den Tourismus aufrechtzuerhalten, E 1 2 1. Der Saal im Congresspark Igls war bis zum letzten Platz gefüllt – rund 370 Gäste waren gekommen. 2. Die Band The Gang begleitete die Tourismusgespräche mit beschwingten Klängen. 3. RLB-Vorstandsvorsitzender Thomas Wass (2. v. l.) begrüßte gemeinsam mit Vorstandskollegin Gabriele Kinast (5. v. l.) die vielseitigen Speaker:innen und LR Mario Gerber (1. v. r.) auf der Bühne. Resilienz als Überlebensstrategie: Kann der Alpentourismus angesichts von Kostendruck, Fachkräftemangel und familiärer Verantwortung zukunftsfit bleiben? Bei den dritten Tiroler Tourismusgesprächen Mitte September in Igls gab es eine klare Antwort dazu: Ja! Von Eva-Maria Fankhauser FAMILIENBETRIEBE – EIN PERFEKTES MODELL FÜR DIE ZUKUNFT 3 ALLE BILDER © FRANZ OSS
28 sind Familienbetriebe!“ Wie wichtig ein guter Zusammenhalt, gemeinsame Mittagessen und verschiedene Blickwinkel sind, hob Maria Hauser hervor. Sie leitet mit ihren Geschwistern und Vater Balthasar das Bio- und Wellnessresort Stanglwirt in Going. „Jeder in der Familie soll seine Talente und Fähigkeiten ausleben und einbringen können“, sagte die Hotelierin. NEUE WEGE GEHEN — Mit Bärbel Frey als Geschäftsführerin des Aqua Dome – Tirol Therme Längenfeld mit rund 220 Mitarbeiter:innen und Frank Kostner vom Familienbetrieb Galtenberg Resort in Alpbach saßen sich zwei Touristiker gegenüber, die sehr unterschiedliche Betriebsgrößen und Schwierigkeiten händeln, und doch waren sie einer Meinung: „Wir müssen uns internationaler aufstellen und bereit sein, neue Wege zu gehen – vor allem im Bereich Digitalisierung.“ Wenn im Aqua Dome gerade keine Mitarbeiterin an der Rezeption verfügbar ist, übernimmt beispielsweise eine KI den Anruf und kann Buchungsanfragen abwickeln. Bärbel Frey sieht aber nicht nur im Tourismus mutigen Handlungsbedarf, sondern auch auf politischer Seite und spricht Themen wie Lohnsteuersenkung oder dass Pensionist:innen mehr dazuverdienen dürfen an. Auch Frank Kostner pocht auf Digitalisierung und Innovationskraft – besonders für regional verwurzelte Unternehmen. Bereit für neue Wege ist auch die Next Generation: Die MCI-Absolvent:innen Julia Zoller und Elias Horngacher zeigten frische Sichtweisen und welche Rolle Resilienz für ihre berufliche Realität spielt. TOURISMUS ALS RESILIENTESTE BERUFSGRUPPE — So betitelte es Philosoph und Bestsellerautor Richard David Precht. Er regte mit seinen Worten zu digitaler Revolution, ökologischen Umwälzungen, einer multipolaren Weltordnung und der dafür notwendig gewordenen Resilienz zum Nachdenken und Diskutieren an. Laut Privatdozentin und MCI-Professorin Anita Zehrer ist die Familie ein Nährboden für Resilienz, aber zugleich auch für Stress und Konflikt. Daher erläuterte sie die größten Herausforderungen bei Betriebsübernahmen und zeigte auf, dass es viele Anlaufstellen für Unterstützung gibt. Für Landesrat Mario Gerber war klar, dass es ohne Familienbetriebe nicht geht, es aber auch viel Tatendrang, Wettbewerbsfähigkeit und die richtigen Partner braucht – dann ist der Tiroler Tourismus fit für die Zukunft.| 4. Philosoph und Bestsellerautor Richard David Precht brachte das Publikum zum Nachdenken und regte zur Diskussion an. 5. Für ihre Appelle an die Politik erhielt Bärbel Frey, Geschäftsführerin Aqua Dome – Tirol Therme Längenfeld, viel Applaus. 6. Was Innovationsgeist für regionale Unternehmen bedeutet, zeigte Frank Kostner vom Galtenberg Family & Wellness Resort auf. 7. Privatdozentin Anita Zehrer sprach über die Herausforderungen in familiengeführten Unternehmen. 8. Für Gerold Mattersberger sind Familienbetriebe das große Zukunftsmodell für den Tiroler Tourismus. 9. Hotelexperte Helmut List zeigte auf, wie man im Tourismus zukunftsfähig investiert. 10. Maria Hauser vom Bio- und Wellnessresort Stanglwirt gab Einblicke, wie ihr Familienbetrieb funktioniert. 11. Landesrat Mario Gerber war erfreut, dass auch heute noch die über Generationen gelebte Gastfreundschaft hochgehalten wird. 12. Wie man im Familienunternehmen seinen eigenen Platz finden kann, verriet MCI-Absolventin Julia Zoller. 13. MCI-Absolvent Elias Horngacher sprach über Neukundenakquise, Herausforderungen und den Markt. 5 9 12 6 10 13 7 8 4 ALLE BILDER © FRANZ OSS 11 TIROLER TOURISMUSGESPRÄCHE – KOMPAKT 3|2025
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