5 KOMPAKT 2|2025 – TOPMANAGERIN IM PORTRÄT Der Weg zur Finanzvorständin war für sie alles andere als vorgezeichnet. Mittlerweile gilt Gabriele Punz-Praxmarer, die seit 14 Jahren dem Vorstand der Montanwerke Brixlegg angehört, als eine der Topmanagerinnen des Landes, ist zudem seit dem Vorjahr Vizepräsidentin der Industriellenvereinigung Tirol und seit Kurzem auch Obfrau im WKO-Fachverband der Nichteisenmetallindustrie. Von Christine Frei MAN MUSS SICH WAS TRAUEN m liebsten wäre sie ja Englisch- und Deutschlehrerin geworden, erzählt uns Gabriele Punz-Praxmarer. Aber davon habe man ihr aufgrund der damaligen Lehrerschwemme eindringlich abgeraten. Also entschied sich die gebürtige Mühlviertlerin für ein Jusstudium in Graz. Doch auch ihren nächsten Traumberuf Richterin musste sie wegen einer Aufnahmesperre bei Gericht ad acta legen. So landete sie nach vielen verschickten Bewerbungen – „es war damals schwierig, als Juristin ohne Berufserfahrung einen Job zu finden“ – schließlich als Junior bei der KPMG in Linz, entdeckte ihre Liebe zu Zahlen, absolvierte nebenbei noch die Ausbildung zur Bilanzbuchhalterin und Steuerberaterin und heuerte 2005 nach ihrer Übersiedelung nach Tirol als Leiterin des Finanz- und Rechnungswesens bei den Montanwerken Brixlegg an. CRASHKURS IN RESILIENZ — Dort durchlief sie erst mal einen veritablen Crashkurs in Sachen Resilienz, galt es doch 2008 aufgrund des dramatisch fallenden Kupferpreises eine Fast-Pleite des Unternehmens sowie zwei Jahre später eine Insolvenz der Muttergesellschaft durchzustehen. Zwar lockte der vormalige Arbeitgeber bereits mit einem attraktiven Jobangebot, sie entschied sich jedoch zu bleiben. „Der Zusammenhalt in der Belegschaft war enorm, und die Menschen waren mir einfach ans Herz gewachsen.“ Als der damalige Eigentümer Mirko Kovats ihr 2011 schließlich die Position der Finanzvorständin anbot, habe sie nicht lange gezögert. „Ich habe mich gefragt: Will ich jetzt einen neuen Chef oder mache ich es selber?“ Die Antwort war für sie klar: „Man muss sich auch mal was trauen und bereit sein, Verantwortung zu übernehmen.“ IV-VIZE UND BRANCHENSPRECHERIN — Obwohl Punz-Praxmarer im gesamten Unternehmen von Anfang an enormen Rückhalt genoss, mittlerweile im Präsidium der Industriellenvereinigung Tirol mitmischt und seit Kurzem auch dem WKO-Fachverband der Nichteisenmetallindustrie als Obfrau vorsteht, wurde sie in der Öffentlichkeit zunächst kaum als krisenfeste Topmanagerin und als Role Model für Frauen in einer ausgewiesenen Männerbranche wahrgenommen. Auch hierfür benötigte es offenkundig Durchhaltevermögen. Dabei nimmt sich die sportbegeisterte 52-Jährige, die mit einem Mathematik- und Physiklehrer verheiratet ist, im Gespräch kein Blatt vor den Mund. Gerade wenn es etwa um die „völlig verfehlte“ Förderungspolitik der Regierung in der Coronazeit und die überbordenden Lohnkostenabschlüsse der letzten drei Jahre geht. „Da haben wir uns im Wettbewerb aus dem Rennen genommen.“ BESORGT ÜBER US-BACKLASH — Selbst wenn die Montanwerke als Kupfer-Upcycling-Unternehmen mit dem weltweit besten CO2-Fußabdruck ein Musterbetrieb in Sachen Nachhaltigkeit sind, ist sie fest davon überzeugt, dass man dieses Thema nicht mit Bürokratie und Berichterstattung lösen könne. Trumps irrationaler Zollpoker trifft die Montanwerke glücklicherweise nicht, weil man primär in Europa tätig ist. Sehr besorgt zeigt sich die siebenfache Patentante jedoch über die Auswirkungen seiner Anti-Diversitätspolitik. Viele namhafte Unternehmen hätten die Frauenquote mittlerweile wieder abgeschafft, was dazu führen werde, dass junge Frauen und Mütter karrieretechnisch erneut ins Hintertreffen geraten, weil ihrer Förderung weniger Priorität eingeräumt werde. „Diese Entwicklung ist fatal – sowohl für die Gesellschaft wie für die Unternehmen.“ Frauen hätten vielfach eine andere Sicht auf die Dinge, brächten insbesondere auch in Führungspositionen neue Perspektiven ein. Gemischte Teams seien daher immer besser, erst recht im Vorstandsbereich. KEINE SCHEU VOR KRITIK — Als Führende sei es ihr wichtig, immer den ganzen Menschen im Auge zu haben, um zu erkennen, was ihn gerade bewegt. Sie habe außerdem keine Scheu, sich Kritik zu stellen und Fehler einzugestehen. „Ich bin schließlich auch nur ein Mensch.“ Feedback sei essenziell, um sich weiterzuentwickeln. Sie wünsche sich dann aber kon- krete Lösungsvorschläge, denn Kritik um der Kritik willen mache nur schlechte Stimmung und bringe niemanden weiter. | A
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