Raiffeisen KOMPAKT 02 | 2025

23 KOMPAKT 2|2025 – UNTERNEHMERIN IM PORTRÄT Seit mehr als 100 Jahren wird der Gasthof Hinteregger in Matrei in Osttirol von Frauen geführt. Katharina Hradecky übernahm den Betrieb 2003 von ihrer Mutter und prägt ihn seitdem mit Leidenschaft und mutigen Veränderungen. Von Anna Füreder TRADITION IN FRAUENHAND as heute ein moderner Hotelbetrieb mit Charme und Charakter ist, begann einst ganz bescheiden: mit einem Zimmer, einer Stube, einer kleinen Küche – und zwölf Strohsäcken als Schlafplatz. Mittlerweile führt Katharina Hradecky das Hotel Hinteregger in Matrei in Osttirol in vierter Generation. 2003 übernahm sie das Familienunternehmen – genau 100 Jahre nachdem ihre Urgroßmutter das damalige Wirtshaus erworben und damit den Grundstein für eine lange Gastgeberinnen-Tradition gelegt hatte. Seitdem wurde das Haus stets von Mutter zu Tochter weitergereicht. Jede Generation prägte dabei die Beherbergungsstätte mit eigenen Ideen, ohne die Wurzeln je aus dem Blick zu verlieren. EIN (FAST) VORBESTIMMTER WEG — Für Hradecky war der Weg in den familiengeführten Gasthof aber nicht von Anfang an vorgezeichnet – auch wenn es heute so scheinen mag. Nach der Schulzeit zog es sie zunächst hinaus in die Welt: Sie absolvierte den Tourismuslehrgang an der WU in Wien und sammelte Berufserfahrung bei der Österreich Werbung in London. Erst der Liebe wegen kehrte sie in ihren Heimatort zurück – und fand schließlich ihren Platz im elterlichen Hotel. KLUGES INVESTMENT — Heute gilt die Osttirolerin als „Vorzeigetouristikerin“ der Region – den Titel nimmt sie mit einem Schmunzeln zur Kenntnis und führt ihn auf ihre Leidenschaft für ihren Beruf und unternehmerischen Mut zurück. „Ich habe immer viel und vor allem klug investiert. Es gab kein Jahr ohne Baustelle“, sagt die Hotelierin rückblickend. So hat sie mit Feingefühl und Weitblick den traditionsreichen Familienbetrieb stetig erweitert, angepasst und modernisiert. „Ich glaube, das ist der Schlüssel für langfristigen Erfolg: Man muss mit der Zeit gehen – auch architektonisch.“ TRADITION TRIFFT ZEITGEIST — Einen konstanten Bestandteil des Hauses bildet dabei der angeschlossene Bauernhof. „Früher war es üblich, dass ein Gasthof auch eine Landwirtschaft betreibt“, erklärt die Touristikerin. Was einst Tradition war, ist heute wieder gefragter denn je, denn Gäste schätzen Produkte aus eigener Erzeugung. „Unsere Besucher:innen genießen nicht nur die regionale Küche, sie freuen sich auch über einen Blick hinter die Kulissen bei einem Stallrundgang“, stellt sie fest. EIN WEIBLICHER WEG — Dass ein Hotel von einer Frau geführt wird, ist heute nichts Ungewöhnliches mehr. Zur Zeit von Katharina Hradeckys Vorgängerinnen war das allerdings noch eine Ausnahme, wodurch das Haus eine Haltung jenseits klassischer Rollenbilder kultivierte. „Für mich war es immer schon normal, dass eine Frau an vorderster Front steht“, betont die Hotelbesitzerin. Die weibliche Leitung prägt dabei den Charakter des Hauses bis heute. „Ich glaube, Frauen führen in mancher Hinsicht anders – oft mit mehr Herzlichkeit. Und das ist im gesamten Betrieb spürbar.“ | W

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