Raiffeisen KOMPAKT 02 | 2025

15 KOMPAKT 2|2025 – COVERSTORY ls sich Gabriele Kinast im November des Vorjahres im Rahmen des traditionellen Mit.Einander-Tages erstmals dem Tiroler Raiffeisensektor vorstellte, staunte man nicht schlecht. Kinast verzichtete bewusst auf die erwartete Leistungsschau, ließ den bisherigen beruflichen Werdegang und ihre Erfahrungen nur punktuell aufblitzen, erzählte vielmehr von sich selbst, ihrer Liebe zu den Bergen, dem lang gehegten Wunsch ihrer Familie nach einer Homebase in den Alpen und ihrer großen Freude darüber, nun einen wichtigen Beitrag zum Erfolg der RLB und von Raiffeisen in Tirol leisten zu dürfen. Selbst wenn die gebürtige Baden-Württembergerin Pauschalurteile in der Geschlechterfrage so gar nicht mag, war schon bei ihrem ersten Auftritt spürbar, dass sie mit ihrer für Tiroler Verhältnisse eher untypischen Offenheit und ihrem Sich-Zeigen als Mensch und Frau einen ganz anderen und durchaus erfrischenden Wind in die Raiffeisen-Gremien einbringen wird. IMMER VOR DER WELLE SEIN — Geholt haben die Eigentümer der RLB Tirol die bestens ausgebildete Bankerin nicht nur wegen ihres breiten Backgrounds – von Kundenberatung bis hin zu Kredit- und Prozessmanagement –, sondern insbesondere wegen ihrer HR-Expertise, war sie doch in den letzten sieben Jahren bei der ebenfalls genossenschaftlich organisierten Berliner Volksbank für den gesamten Personalbereich zuständig und hat dort den Kultur-Shift hin zu New Work maßgeblich und federführend mitbegleitet. Große Projekte liegen ihr, „je größer, desto besser“, denn sie könne gut strukturieren, erkenne Abhängigkeiten und Wechselwirkungen sehr schnell, habe die Fähigkeit, sehr klar festzulegen, „was wir nicht tun werden“, und liebe es, planvoll vorzugehen. „Mein Credo ist seit jeher, vor der Welle zu sein und nicht dahinter.“ GENAU HINHÖREN, WAS ES BRAUCHT — Als Vorständin sei sie jetzt zwar nicht mehr so nah an den Dingen dran wie früher, umso wichtiger sei es ihr, das Ohr aufs Gleis zu legen, genau hinzuhören, wie es der Organisation und den Menschen geht, und zu schauen, was es als Nächstes braucht. Leadership bedeutet für sie, möglichst viele Perspektiven einzusammeln. „Je mehr ich einhole, umso besser wird das Ergebnis.“ Das habe sie von ihren zwei Monaten in Harvard als wichtigstes Learning mitgenommen, erzählt uns Kinast. Die Uni ziehe diesen Ansatz programmatisch durch: Man lebe mit acht Menschen aus den unterschiedlichsten Branchen und Fachbereichen in einer WG und arbeite konstant und gemeinsam an den Studienthemen. „Es war einfach unglaublich, zu erleben, welchen Mehrwert dieser permanente Austausch stiftet.“ Das sei mittlerweile fest in ihrem Arbeitsalltag verankert. EINEN LANGEN ATEM FÜR PARTIZIPATION — Sie halte daher auch wenig davon, Dinge „Kraft meiner Wassersuppe einfach zu entscheiden“, sondern hinterfrage zuvor immer, ob die Mitarbeitenden mitgenommen und ausreichend gehört wurden. Natürlich könne man es nicht jedem recht machen, „aber die Akzeptanz ist ungleich höher, wenn ich nach Abwägung von möglichst vielen Sichtweisen zu einer Entscheidung komme und dies dann transparent und offen begründen kann.“ Vielfalt zu managen, gerade auch in komplexen Projekten, erfordere natürlich Geduld und einen deutlich längeren Atem, „das hab ich, ebenso wie den Mut, mich darauf einzulassen“, betont Kinast. Diese partizipative Art der Zusammenarbeit sei im Vorstand der RLB außerdem bereits gut etabliert, „was mir den Einstieg natürlich unglaublich erleichtert hat, weil ich sofort mitten im Geschehen und immer bestens informiert war.“ A

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