10 1 Sich selbst treu bleiben Im Sommer 2022 übernahm die Architektin Pia Zobl den Zimmereibetrieb ihres Vaters in Tannheim, obwohl sie das eigentlich nie wollte. Wie sie es geschafft hat, ihren eigenen Weg zu gehen, und was dabei die größten Herausforderungen waren. Von Wiebke Hammling BEIDE BILDER © DODO FOTO ei ihrem Vater habe Pia Zobl gesehen, was es heißt, selbstständig zu sein, Verantwortung für Mitarbeiter:innen zu tragen und gleichzeitig von ihnen abhängig zu sein. „Darum und weil ich nicht klassisch den Beruf des Zimmerers gelernt habe, habe ich mich immer dagegen gewehrt, den Betrieb zu übernehmen“, erzählt die Architektin. Weil sich ihr Vater aber nicht ernsthaft um seine Nachfolge kümmerte, holte sich Zobl Unterstützung bei einem Firmenberater. „Mit dessen Hilfe habe ich gelernt, dass ich nicht die Rolle meines Vaters übernehmen muss, sondern meine eigene finden kann.“ Die Übernahme sei für sie als Unternehmerin der größte Meilenstein gewesen. Insbesondere die Mitarbeiter:innenführung fordere sie auch heute noch heraus. „Konfliktpotenzial haben vor allem alte Gewohnheiten, die noch aus der Zeit meines Vaters stammen. Mit der Zeit lernt man aber, auch solche Themen offen anzusprechen.“ KREATIVE BEFREIUNG — Nach der HTL arbeitete Zobl bereits in der Zimmerei ihres Vaters mit, entschied sich dann aber für ein Architektur-Studium in Innsbruck. „Durch die Zimmerei bin ich schon früh mit Handwerk und Holz in Berührung gekommen. Von zu Hause habe ich also das Praktische mitbekommen. Das Studium war dann gut, um mich auch kreativ zu befreien“, erinnert sich die Unternehmerin. Das Planen und Gestalten habe sie schon immer gereizt und mache ihr auch heute noch am meisten Spaß. WACHSTUM — 2015 wagte sie zunächst als Architektin den Schritt in die Selbstständigkeit. Heute hat sie es geschafft, beide Unternehmen – Holzbau Zobl und pia.plant – miteinander zu vereinen. „Dafür haben wir drei Schwerpunkte definiert, nämlich das ‚Pia-Haus‘, das für Planung Individueller Architektur steht, Sanierungen und den klassischen Holzbau.“ Zu der Neuausrichtung gehöre für Zobl auch der gesamte Firmenauftritt. Darum wurde beziehungsweise wird vom Logo bis zum Schauraum alles entsprechend modernisiert. „Das mag vielleicht oberflächlich klingen, war aber für mich ein wichtiger Schritt, das Unternehmen zu meinem zu machen“, erklärt Zobl. DER RICHTIGE ANTRIEB — Was die Zukunft betrifft, ist die Unternehmerin bescheiden: „Ich möchte eigentlich nicht viel größer werden. Stattdessen wünsche ich mir Bauherren, die sich am Ende so wohlfühlen, wie wir uns das bei der Planung vorgestellt haben.“ Ihr sei es einfach wichtig, auch weiterhin hinter dem stehen zu können, was sie macht und verkauft. „Ich glaube, wenn man etwas aus Überzeugung tut, dann wird es auch gut. Und dann stellt sich der Erfolg ganz von allein ein.“ | B UNTERNEHMERIN IM PORTRÄT – KOMPAKT 2|2025
RkJQdWJsaXNoZXIy MjYxMDA3