Seite 20 - RLB Geschäftsbericht 2013

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„Seit ich denken
kann, ist da dieses
Giebelkreuz, die
zwei Pferdeköpfe, die
Bank am Dorfplatz.“
Bernhard Aichner
Die Bank mit dem gelben Logo. Ich bin damit aufgewachsen.
Seit ich denken kann, ist da dieses Giebelkreuz, die zwei Pferde-
köpfe, die Bank am Dorfplatz. Nahezu auf jedem Dorfplatz. Mit
der Sparbüchse stand ich in der Schalterhalle, als ich fünf Jah-
re alt war. Mit hübschen Geschenken bin ich nach Hause gelau-
fen. Später dann über den Tennisplatz. Überall war dieses Logo.
Auf meinem Fußballdress, Transparente auf dem Waldfest, die
Bank war immer dabei. Selbstverständlich war das. Vertraut. Es
war Sicherheit irgendwie. Ist es immer noch. Weil auch ich Stabi-
lität mag, Menschen, auf die ich mich verlassen kann. Verlässli-
che Partner, von denen Hannes Schmid spricht, wenn er mir das
„Prinzip Raiffeisen“ erklärt.
Theorien über eine Bank. Vergleichbar vielleicht mit einer litera-
turwissenschaftlichen Analyse meiner Bücher. Interessant, was
Hannes Schmid sagt. Aber mit Zahlen habe ich nichts am Hut.
Genauso wenig wie Hannes Schmid mit Erzählperspektive und
Plotentwicklung. Was mir aber zusagt, sind einige Schlagwörter,
die er fallen lässt. Regionalität, Sicherheit, Nähe. Wieder geht es
um dieses Logo, um Menschen, die sich dafür einsetzen, um ein
gutes Gefühl, das vermittelt wird. Schmid bringt seine Ausfüh-
rungen ganz einfach auf den Punkt. Und jeder, der meine Bücher
kennt, weiß, dass es auch mir große Freude bereitet, Inhalte zu
komprimieren, Szenarien mit wenigen Sätzen zu beschreiben.
Worum es im letzten Geschäftsjahr ging, und wohl auch in den
kommenden Jahren gehen wird, vielleicht lässt es sich mit einem
Wort sagen. Früher habe ich vermieden, es zu verwenden, heute
mag ich es. „Heimat“. Weil Heimat Sicherheit gibt. Heimat, dafür
setzt sich diese Bank ein. Heimat, darauf kann ich mich verlas-
sen. Heimat, in der schreibe ich. Heimat, hier sind wir groß ge-
worden.
„Gewachsen und veredelt in Tirol“, steht auf dem Speck. Genau-
so ist es mit mir. Und mit dieser Bank. Wir beide haben ein er-
folgreiches Geschäftsjahr hinter uns. Was kommt, wir sind neu-
gierig darauf. Der Banker und der Autor. Jeder auf seine Art und
Weise und doch mit diesem Gefühl, dass der Boden, auf dem
wir uns bewegen, derselbe ist. So sehr ich es manchmal genie-
ße, auf Lesereise zu gehen, so gerne komme ich auch wieder
zurück. Kein Nebel im Winter, mehr blauer Himmel als anders-
wo, die Berge. Und eine Bank, um die man sich keine Sorgen
machen muss. Ein Bankberater, der mich kennt, der weiß, was
ich brauche. Gut aufgehoben sein zwischen den Gipfeln. Wenn
ich im Flugzeug sitze und über das Inntal schaue. Bodenstän-
dig bleiben, denke ich mir. Hier leben, aber nicht erstarren, sich
nicht verschließen, immer neue Wege gehen. Weit weg und zu-
rück in meiner Straße. Weil hier immer die Sonne aufgeht. Weil
dieses Logo wahrscheinlich in hundert Jahren immer noch über-
all zu finden sein wird. Wie meine Bücher hoffentlich auch.
Ein guter Plan. Ich schreibe weiter meine Bücher und Hannes
Schmid kümmert sich mit seinen Mitarbeitern weiter um die Ge-
schicke von Raiffeisen Tirol.
Darauf können wir uns verlassen.
Gespräch
Bernhard Aichner (geb. 1972) lebt als Schriftsteller und Fo-
tograf in Innsbruck/Österreich. Er schreibt Romane, Hörspie-
le und Theaterstücke. Für seine Arbeit wurde er mit mehreren
Literaturpreisen und Stipendien ausgezeichnet. Nach seinen
Max-Broll-Krimis ist nun sein erster Thriller im btb-Verlag er-
schienen. Totenfrau wurde bereits vor Erscheinen international
verkauft, auch die Filmrechte sind bereits vergeben.
Bernhard Aichner