2 | 2013 |
laut
nachgedacht
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Schulden im
Kinderzimmer – oder:
Mit Geld spielt man nicht
Wer von uns hat nicht schon einmal DKT („Das kaufmännische Talent“ –
heute nennt sich das Spiel „Monopoly“) gespielt? Ich denke, dass
niemand von uns an diesem Spiele-KIassiker vorbeigekommen ist.
DKT zählte bei mir immer zu meinen ab-
soluten Favoriten – Grundstücke, Häuser
oder Hotels kaufen, Mieten kassieren
aber auch zahlen – am Ende schauen,
wer hat aus seinem Anfangskapital das
Meiste herausgeholt! An einem schlech-
ten Tag ist aber halt auch mal das Geld
ausgegangen, man konnte nichts kaufen
oder musste sogar – so wurde bei uns zu
Hause das Spiel gespielt – ein Haus oder
Grundstück verkaufen, um liquid zu blei-
ben. Spätestens wenn kein Vermögen
mehr da war, schied dieser Spieler aus.
Jetzt wurde ich aber unlängst Zeuge ei-
ner neuen Variante, wie das Spiel auch
gespielt werden kann: Man kann unge-
hindert auch ohne Geld weiterkaufen,
man schreibt Schuldscheine und spielt
weiter – irgendwann kommt schon ein
Mitspieler aufs eigene Hotel und dann
kann ein Teil der Schulden getilgt werden.
Und irgendwann beendet man das Spiel
– der größte „Pechvogel“ hat dann nicht
nur „Null“ Vermögen, sondern nach Ab-
zug seiner Aktiva (Grundstücke, Häuser)
noch einen tollen Schuldenberg – was
soll’s, ist ja nur ein Spiel.
Viele von Ihnen werden nun sagen: Es ist
doch wirklich nur ein Spiel! – Das ja, aber
senden wir hier unseren Kindern nicht –
evtl. auch unbewusst – eine falsche Bot-
schaft? Drehen wir hier den erziehe-
rischen Effekt des Spieles (Planung des
Einsatzes der Geldmittel; dosiert wirt-
schaften; überlegt handeln und kaufen;
mit den vorhandenen Geldmitteln aus-
kommen; Konsequenzen spüren, wenn
einmal das Geld ausgeht; …) nicht kom-
plett um? Ich kaufe und zahle „auf Teufel
komm´ raus“, wenn’s gut geht, dann bin
ich der Kaiser, geht´s daneben, dann bin
ich halt’ pleite – was soll’s!?!
Meines Erachtens ist gerade in der heu-
tigen Zeit immens wichtig, die Kinder/
Jugendlichen im Umgang mit Geld zu
schulen und ihnen so eine Hilfestellung
für ihr Leben zu geben mit Ratschläge zu
unterstützen, wie sie mit ihrem Einkom-
men das Auskommen finden – ich kann
nicht permanent mehr ausgeben, als ich
einnehme – selbst unsere Regierungen
sehen das langsam so zu informieren,
dass sie nur überschaubare Schulden
(für Investitionen) eingehen; Schulden,
welche die damit verbunde Einschrän-
kung im täglichen Leben (die Rate
schmälert ja mein fei verfügbares Ein-
kommen) wert sind (z.B. eine eigene
Wohnung und deren Einrichtung) zu in-
formieren, dass für „schlechte Zeiten“
rechtzeitig Reserven gebildet werden
sollen und ihnen diesbezüglich Möglich-
keiten aufzeigen
Gerade auf dem Gebiet der Finanzerzie-
hung versucht sich Raiffeisen als regio-
naler Partner vor Ort verstärkt einzubrin-
gen – wir sehen es mit als unsere
Verantwortung an, hier mitzuhelfen, dass
unsere Kinder in finanziellen Belangen
möglichst gut auf das „Finanzleben“ vor-
bereitet werden – siehe auch dazu die
diesbezüglichen Aktivitäten des Raiffei-
sen-Clubs.
Und zu guter letzt:
Wenn ich schon
so wie oben beschrieben Monopoly
spiele, warum soll ich das nicht auch im
realen Leben so versuchen und mit Geld/
Vermögen/Schulden spielen? – Da fällt
mir ein: Ist durch diese Spielermentalität
nicht vor einigen Jahren was passiert?
Auch beginnend mit teuren (oder über-
teuerten) Grundstücken, immer höheren
Schulden, …
was war das doch
gleich?
■
Prok. Herbert Bohslavski ist
Leiter des Dienstleistungs
Centers Aktiv der Raiffeisen
Regionalbank Hall und
Redakteur der „Mit.Einander“