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Wirtschaftsinformation der Tiroler Raiffeisenbanken – Ausgabe 04/2012
Wirtschaftsinformation der Tiroler Raiffeisenbanken
Raiffeisen kompakt 04/2012
die themen dieser ausgabe
Das PrinzipRaiffeisen
Tiroler Raiffeisenbanken bündeln Kräfte für erfolgreiche Zukunft
Erfolg durchNähe
Tiroler Unternehmen ist erfolgreicher Nischen-Player
Chancen: Europa der Regionen
Gastkommentar von DDr. Herwig Van Staa
Vorausschauend investieren
Gut beraten von Hubert Barbist
Stabilität durch denESM
Hintergrundwissen: Der Europäische Stabilisierungsmechanismus
Editorial
von
Dr. thomas
bock
Mitglied des Vorstandes
RLB Tirol AG
Tirol und die Krise
D
ie Wirtschaftsleistung in der Eu-
rozone ist im 2. und 3. Quartal ge-
schrumpft und damit nach 2009 wieder in
eine Rezession geraten. Selbst in Deutsch-
land fiel der Zuwachs mit 0,2 % gegen-
über dem 2. Quartal bescheiden aus. Diese
Wachstumsschwäche und die Rezession in
Italien sind die Hauptgründe, warum auch
Österreichs Wirtschaftsleistung um 0,1 %
gegenüber demVorquartal zurückging.
Und wie sieht es in Tirol aus? Nun, wir
leben sicher nicht auf einer Insel der Se-
ligen, aber es gibt gute Gründe, warum sich
Tirol wie schon im letzten Jahrzehnt spür-
bar stärker entwickelnkannalsÖsterreichs
Wirtschaft. Besonders die Wettbewerbsfä-
higkeitderTirolerKlein-undMittelbetriebe
ist top.UnsereKMUreagierenraschundfle-
xibel auf die sich permanent änderndenAn-
forderungen und erhöhen aufgrund ihrer
regionalen Verankerung den Wohlstand im
ganzen Land. Wie keine andere Bank in der
Region unterstützen wir von Raiffeisen de-
ren positive wirtschaftliche Entwicklung –
trotz allerBasel III-Herausforderungen.
Übrigens: Im Basel-Regelwerk ist ei-
ne Erleichterung für die Kreditvergabe an
KMU in Aussicht – ein gutes Omen für eine
überdurchschnittliche Entwicklung vonTi-
rolsWirtschaft indennächstenJahren.
Ich wünsche Ihnen weiterhin alles Gu-
te in Ihren Betrieben und eine informative
Lektüre .
Ihr Thomas Bock
© franz oss
„DieWellen der
Krise, die an das Ufer
kommen, bewältigen
die Tiroler Unterneh­
men sehr gut.“
Dr. Jürgen Bodenseer, WK Tirol-Präsident
© Raiffeisen
Mit denMärkten verbandelt
Die Konjunkturentwicklung in Deutschland und Italien lässt weder Österreich noch Tirol kalt.
Die Prognosen für 2013 sind in Deutschland aufgrund der Rezession in der Euro-Zone und der allgemein
schwächeren Weltwirtschaft gedämpft. Noch düsterer sind die Konjunkturdaten Italiens.
Doch die Tiroler Unternehmen erhoffen sich dennoch auch in den kommenden Monaten gute Geschäfte.
F
orschungsinstituten, IWF und
der Regierung zufolge wird die
Wirtschaft in Deutschland mit
einem Plus von 1,0 Prozent 2013
weiter wachsen, aber deutlich langsamer,
als vor einigenMonaten noch erhofft. In die-
semHerbst rechnet manmit einer Zunahme
des Bruttoinlandsprodukts von 0,8 Prozent.
In Italien schrumpft das Bruttoinlands-
produkt, die Investitionen nehmen ab, die
Verbraucher sparen bei ihren Ausgaben. In
Österreich geht dasWirtschaftsforschungs-
institut Wifo von einem Wachstum von 0,6
Prozent 2012 und 1,0 Prozent im kommen-
den Jahr aus. Diese Daten bestätigt auch
Stefan Garbislander, Abteilungsleiter Wirt-
schaftspolitik und Strategie in der Wirt-
schaftskammer Tirol, und betont gleichzei-
tig, dass die Entwicklung in Europa – auch
im derzeit noch besser aufgestellten Ös-
terreich – Spuren hinterlässt: „Wir können
uns nicht von den europäischen Nachbarn
entkoppeln.“
Dies betrifft insbesondere Deutschland
und Italien: „Wir sind mit beiden Märkten
verbandelt, wobei das wirtschaftliche Ge-
wicht von Deutschland wesentlich höher ist.“
28 Prozent der Tiroler Exporte gehen laut
Garbislander nach Deutschland, zwölf Pro-
zent nach Italien – bei einem Warenexport
imWert von insgesamt circa zehnMilliarden
Euro. Im Vergleich dazu liege der österreich-
weite Exportanteil Richtung Italien bei acht
Prozent: „Das bedeutet, dass Tirol einen hö-
heren Italien-Anteil als andere Bundeslän-
der hat. Die TirolerWirtschaft spürt das kon-
junkturelle Tief im Stiefelstaat also stärker.“
Mit der Schweiz habeTirol aber noch einwei-
teres – und stabiles – Standbein, das elf Pro-
zent bei den Exporten verbuchen könne.
„Nachbar“-Exporte nehmen weiter zu.
Die Unternehmen selbst sind durchaus op-
timistisch, wie eine aktuelle Umfrage der
WK zeigt. 38 Prozent der Tiroler Top-Un-
ternehmen bewerten ihre Geschäftslage
als gut, ebenfalls 38 Prozent erwarten, dass
­dies auch in den kommenden drei Monaten
so sein werde. Wie in den vergangenen zwei
Jahren bleibt auchweiterhin der Handel jene
Branche mit den besten Konjunkturzahlen;
aber auch die Tiroler Industrie ist den Daten
zufolge insgesamt gut aufgestellt. ImExport-
bereichwerden die hohen Zuwächse der Jah-
re 2010 und 2011 zwar nicht mehr erreicht,
aber dennoch ist auch für 2012 ein Plus von
vier bis fünf Prozent möglich, heißt es.
„Die Wellen der Krise, die an das Ufer
kommen, bewältigen die Tiroler Unter-
nehmen sehr gut“, erklärt WK Tirol-Präsi-
dent Jürgen Bodenseer. „Was uns von den
anderen unterscheidet, ist eine halbwegs
solide Finanzlage der öffentlichen Haus-
halte, eine robuste Wirtschaftsleistung
und die geringste Arbeitslosigkeit in Euro-
pa.“ Im Vergleich zum europäischen Durch-
schnittswert von rund elf Prozent stehe Ti-
rol mit 4,5 Prozent Arbeitslosigkeit gut da,
meint Bodenseer.
Mehr Schweizer Touristen.
Wie sich die wirtschaftliche Situation auf
den Tourismus in Tirol auswirkt, werde
sich, so Garbislander, weisen. „Im Touris-
mus ist damit zu rechnen, dass der italie-
nische Gast etwas zurückhaltender agieren
wird. Gleichzeitig steigt aber die Zahl der
Schweizer Touristen. Die Märkte sind im-
mer sehr unterschiedlich – eines wiegt das
andere oft auf“, so Garbislander.
Im Sommer (Mai bis September) ver-
zeichnete das Bundesland laut Tirol Wer-
bung einen Zuwachs von 2,8 Prozent bei den
Ankünften. Erstmals kamen in diesemZeit-
raum mehr als vier Millionen Gäste. Dazu
beigetragen haben insbesondere Deutsch-
land mit plus 3,9 Prozent bei den Ankünf-
ten (+ 2,6 Prozent Übernachtungen) und die
Schweiz mit plus 6,7 Prozent (+ 4,0 Prozent
Übernachtungen). Nächtigungsrückgänge­
wur­den hingegen bei den italienischen Gäs­
ten­(- 2,7 Prozent) registriert.